VII. Buch. Wasserstraßen und Binnenschiffahrt. 55
durch Befahrungsabgaben zu decken seien. Daraus ergab sich für die Folgezeit die Not-
wendigkeit, bei dem weiteren Ausbau der Ströme allgemein die Bedingung der Ein-
führung solcher Abgaben zu stellen und auf solche Ströme einstweilen keine Mittel zu
verwenden, bei welchen jene Bedingung nicht erfüllt werden konnte.
II. Strom-, Kanal, und Hafenbauten.
A. Nordseegebiet.
Der Ausbau des Rheins wurde nach dem
dafür festgestellten Programm, das eine Fahr-
tiefe von 2m zwischen Mannheim und St. Goar,
2,50 m zwischen St. Goar und Köln und 3 m unterhalb Köln bei gemitteltem Niedrig-
wasserstande vorsah, in den ersten Zahren des 20. Jahrhunderts beendet. Die Kosten be-
liefen sich für die preußische Strecke auf etwa 24 Mill. M. Die Herstellung einer Fahr-
tiefe von 2m oberhalb Mannheim bis Straßburg wurde auf Grund eines badisch-bayrisch-
reichsländischen Staatsvertrages von 1901 mit einem anschlagsmäßigen Kostenbetrage
von 13,5 Mill. M. begonnen. Der Erfolg dieser Bauten ist bisher sehr günstig gewesen;
die veranschlagten Kosten werden freilich nicht ausreichen.
Für die weitere Vertiefung des Rheins um 50 cm zwischen St. Goar und Mann-
beim ist ein Plan aufgestellt, dessen Kosten auf 34 Mill. M. zu schätzen sind; es sind ferner
Vorarbeiten und Untersuchungen im Gange für eine Vertiefung des Rheins im Inter-
esse der Seeschiffahrt unterhalb Köln auf ein noch zu findendes Maß und für den Ausbau
des Rheins von Straßburg über Basel bis zum Bodensee als Binnenschiffahrtsstraße.
Endlich sind — bisher nur von privater Seite — derartige Vorarbeiten angestellt worden
für Kanalverbindungen vom Niederrhein nach der Schelde- und Emsmündung.
Es handelt sich dabei um Bestrebungen, die seit langer Zeit bestehen, aber in neuerer
Zeit mit immer stärkerem Nachdruck verfolgt werden. Für den Rhein-Scheldekanal,
der nur als Binnenwasserstraße gedacht ist, kommen zwei Linienführungen in Betracht;
die eine, schon vor mehreren Zahren untersuchte, von Krefeld über Venloo und eine
andere von Köln oder Bonn über Aachen, für welche jetzt allgemeine Vorarbeiten im
Gange sind. Es sind ferner auf Kosten eines zu diesem Zwecke gebildeten Vereins tech-
nische Untersuchungen angestellt für einen zwischen Wesel und der Emsmündung zu er-
bauenden, auch für kleinere Seeschiffe geeigneten Kanal, der dem Rhbein eine „deutsche
Mündung" geben würde. Dieser Gedanke hat in weiteren Kreisen einen starken Widerhall
gefunden, und es hat eine lebhafte Bewegung zu seinen Gunsten sich entwickelt.
Rhein mit Nebenwasserstraßen.
Hauptstrom.
Von den Nebenwasserstraßen des Rheins wurden imletzten
Jahrzehnt des 19. Zahrhunderts die Hauptlinien der reichs-
ländischen Kanäle und die mit ihnen zusammenhängende obere Strecke der preußischen
kanalisierten Saar, welche bisher nur für Schiffe von etwa 190 Tonnen fahrbar waren,
durch Verlängerung der Schleusen und durch sonstige Maßregeln mit einem Aufwande
Nebenwasser straßen.
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