X. Buch. Zoologie. 187
technischen Hochschulen außerhalb Preußens unter stärkerer Betonung der praktischen
Bedürfnisse eingerichtet wurden. Entsprechend den höheren Anforderungen, welche die
stetig fortschreitende Wissenschaft unter ständiger Vervollkommnung der Untersuchungs-
methoden und technischen Hilfsmittel an diese Institute stellte, wurde auch ihre Ausrüstung
mit Instrumenten verschiedenster Art, allen möglichen für die Ausführung der betreffen-
den Arbeiten nötigen Apparaten und Nebenanlagen sowie literarischen Hilfsmitteln be-
deutend vervollkommnet, ihre Dotation stark vergrößert und das Personal entsprechend
der immer steigenden Benützung der Znstitute beträchtlich vermehrt. So sehen sich
manche dieser Institute zu Beginn und am Ende des genannten Zeitraumes äußerlich
wie innerlich kaum mehr ähnlich; ihre meist recht einfach, aber zweckentsprechend ausge-
statteten Arbeitssäle sind dort, wo sich früher nur einzelne Jünger unserer zwar stets
interessanten und daher allezeit anziehend wirkenden, aber bezüglich des weiteren Fort-
kommens nicht recht empfehlenswerten Wissenschaft einfanden, von Scharen wissens-
durstiger und eifrig strebender Praktikanten belebt.
Wenn neben diesen zugleich der wissenschaftlichen Forschung und Lehrtätigkeit
gewidmeten Instituten solche geschaffen werden sollen, welche wie das neu zu gründende
biologische Institut der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ausschließlich der Forschung bestimmt
sind, so ist dies mit großer Freude zu begrüßen. Von den an ihnen wirkenden Gelehrten
wird man erwarten dürfen, daß sie befreit von den häufig recht drückenden Fesseln amt-
licher Verpflichtungen, welche zumal von den Leitern der Universitätsinstitute schmerz-
lich empfunden werden und sie bedauerlicherweise durch lange Zeiträume an zusammen-
hängender wissenschaftlicher Betätigung hindern, die biologische Forschung in besonders
hervorragender Weise fördern und unsere Wissenschaft einer neuen Blütezeit in Deutsch-
land entgegenführen werden.
Zoologische Museen. Die zoologischen Museen stellen ihrer ganzen Bestim-
mung nach ein konstanteres Element dar. Ihre Auf-
gaben sind keinem so starken Wechsel unterworfen, wie er sich für die Institute infolge
ihrer bereits kurz gekennzeichneten Aufgaben aus dem Fortschreiten der Wissenschaft
und ihren damit wechselnden Problemen ergibt. Nichtsdestoweniger sahen wir auch
sie sich innerhalb jenes Zeitraumes bedeutend erweitern und ausbreiten. Abgesehen
von ihrer wichtigen, nach außen aber weniger hervortretenden Betätigung auf soste-
matischem, biologischem und tiergeographischem Gebiet, fanden die zoologischen Museen
neuerdings noch weit mehr als früher eine nicht zu unterschätzende Aufgabe darin,
weiteren Kreisen dadurch Belehrung zu schaffen, daß sie ihnen die Vertreter der Tier-
welt in besonders anschaulicher und lehrreicher Weise darbieten. Unserer ganzen Zeit-
richtung entsprechend überwiegt dabei das biologische Moment und wenn wir durch eines
der größtenteils nach modernen Grundsätzen eingerichteten Museen von Berlin, Hamburg,
Bremen, Frankfurt, Altona usw. wandern, so freuen wir uns der großen Wandlungen,
die sich hier während der letzten Zahrzehnte in der Art der Darbietung und Aufstellung
der Objekte nach der Richtung ergaben, die Tiere in ihrer Organisation und Entwicklung
nicht nur, sondern auch besonders in ihrer Lebensweise, in dem Verhalten zu ihrer Um-
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