Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Vierter Band. (4)

  
188 Boologie. X. Buch. 
  
gebung, ihrer Verbreitung über die Erde, ihren Beziehungen unter sich und ihrer stammes- 
geschichtlichen Entstehung dem Beschauer verständlich zu machen. Alles dies sieht man in 
einer zuweilen fast überreichen Art der Aufstellung dargeboten und das immer mehr 
steigende Interesse, dem gewiß das Verständnis folgt, belohnt die sich biermit be- 
schäftigenden Zoologen für ihre aufopfernde Mühewaltung. 
Wenn von einem mit dem wachsenden 
Luxus unserer Zeit sich ebenfalls steigern- 
den Glanz in der Darbietung und Ausstellung wissenschaftlicher Objekte die Rede ist, muß 
auch der zoologischen Gärten gedacht werden. Freilich sind sie gleichzeitig Veran- 
staltungen zur gesellschaftlichen Unterhaltung ihrer Besucher, aber man wird ihren be- 
lehrenden und erzieherischen Wert nicht unterschätzen dürfen. Bei dem auch in dieser Be- 
ziehung vorzüglich geleiteten Berliner Zoologischen Garten ist neuerdings unter Auf- 
wendung großer Kosten ein Aquarium eingerichtet worden, welches bestimmt ist, das alte 
eingegangene Aquarium zu ersetzen, aber durch den Reichtum des Gebotenen offenbar 
weit über jenes hinausgeht. — Uber den Wert, welchen eine Anlage wie der berühmte 
Hagenbecksche Tierpark in Stellingen bei Hamburg für die Tierbeobachtung hat, wird man 
sich zu einer Zeit, wo nicht wenigen dieser Tiere immer weiteres Zurückdrängen und all- 
mähliche Vernichtung bevorsteht, nicht im Zweifel sein. In Verbindung damit seien 
auch die Naturschutzbestrebungen erwähnt, welche besonders im vergangenen Zahrzehnt 
auch bei uns in Deutschland großen Umfang angenommen haben und sich neben dem 
Schutz der Flora vor allem auch der Erhaltung der vom Untergang bedrohten Tierarten 
widmen. Naturschutzparke, wie das unter wohlwollender kaiserlicher Förderung und tat- 
kräftiger Hilfe eingerichtete Schutzgebiet der Lüneburger Heide, werden diesem Zweck 
mit großem Autzen dienen. 
Zoologische Gärten und Tierparke. 
  
Von besonders wichtiger Bedeutung für die zoologische 
Forschung haben sich die zoologischen Stationen 
erwiesen, deren erste deutsche zwar nicht innerhalb der Grenzen des Deutschen 
Reiches gelegen, aber von einem Deutschen gegründet und unter der Beihilfe haupt- 
sächlich deutscher Gelehrter zu dem Weltruhm gelangt ist, welchen sich die Zoologische 
Station in Neapel, diese hervorragende Schöpfung Anton Oohrns, in den letzten 
Jahrzehnten mit Recht erwarb. Für die Beschaffung marinen Tiermaterials ausge- 
zeichnet gelegen und zur Ausführung wissenschaftlicher Arbeiten vorzüglich ausgestattet, 
ist sie die hohe Schule deutscher wie ausländischer Zoologen und sendet ihr wunder- 
voll konserviertes Tiermaterial nach allen Weltgegenden, wo es nicht nur eine Haupt- 
zierde der zoologischen Sammlungen in Museen und Instituten bildet, sondern vor allen 
Dingen auch den in der größeren heimatlichen Ruhe auszuführenden Untersuchungen 
dient. 
Die während der Regierungszeit unseres Kaisers gelungene Erwerbung der Insel 
Helgoland brachte auch für die zoologische Wissenschaft eine höchst erfreuliche Bereiche- 
rung mit sich, nämlich die schon bald erfolgende Gründung der dortigen Biologischen 
Zoologische Stationen. 
  
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