246 Die-Entwicklung der Chirurgie. X. Buch.
empfohlen, die Flüssigkeit in besonderen Zrrigatoren mit Sauerstoff durchzuschütteln,
wobei sich die Lösung mit diesem Gase sättigt.
Bauchhöhle. Die Chirurgie der Bauchhöhle, die noch vor einigen Jahren nur
von wenigen Auserwählten geübt wurde, ist heute Allgemeingut
und meist das eigentliche Betätigungsgebiet jedes Thirurgie treibenden Arztes gewor-
den. Da das hier Erreichte allgemein bekannt ist, so genügt ein Hinweis auf die Gallen-
steinchirurgie, deren Dauererfolge soviel bessere geworden sind durch die prinzipielle
Eröffnung der Gallengänge (Kehr) und die grundsätzliche Entfernung der Gallenblase
als der eigentlichen Bildungsstätte der Steine (Langenbuch).
Erinnert sei auch an die Operationen bei der Blinddarmentzündung dieser ständig
an Häufigkeit zunehmenden und bereits die Volkssterblichkeit beeinflussenden Krankheit.
Als die Haupterrungenschaft auf dem Gebiete der Wurmfortsatzentzündung, welche erst
im letzten Vierteljahrhundert durch die von Sonnenburg eingeleiteten Bemühungen der
Chirurgen aller Länder bis in alle Einzelheiten bekannt geworden ist, muß die Frühope-
ration, d. P. die Operation möglichst in den ersten vierundzwanzig Stunden des Anfalles,
angesehen werden. Sie verbindet den Vorteil der radikalen Entfernung des gefährlichen,
weil fast stets chronisch kranken Organs mit dem der sicheren Verhütung aller unberechen-
baren Folgen der akuten Attacke.
Weniger bekannt als die Erfolge der Operationen am Wurmfortsatz und an den
Gallenwegen sind die guten Resultate, die eine auf sorgfältigster Auswahl der Fälle und
präzise Diagnose beruhende operative Behandlung der Magenkrankheiten zeitigt.
Zu den dankbarsten operativen Maßnahmen, die wir überhaupt kennen, gehören die
Operationen bei Verengerung des Magenausganges, sei es, daß diese Verengerung be-
dingt ist durch schrumpfende Geschwüre des Magens oder durch ein Geschwür im Anfangs-
teile des Zwölffingerdarms. Da die Speisen durch die Enge hindurch nicht mehr aus dem
Magen in den Darm gelangen können, stellen wir unter Umgehung der engen Stelle eine
neue Verbindung zwischen dem Magen und der obersten Dünndarmschlinge her (Gastro-
enterostomie nach Wölfler und v. Hacker). Daß die dem Hungertode nahen, auf ein
jahrelanges Leiden zurückblickenden Kranken nach einer solchen Operation in kurzer Zeit
fast das Doppelte ihres bisherigen Gewichtes erreichen, ist keine Seltenheit.
Eine sehr merkwürdige Erscheinung ist die, daß das Geschwür des Zwölffinger-
darms, eine Erkrankung, die noch im letzten Zahrzehnt des 19. LZahrhunderts für eine Rarität
gehalten wurde, jetzt immer zahlreicher zur Beobachtung kommt. Die ersten Nachrichten
über das gehäufte Auftreten kamen aus England und Amerika (Moynihan, W. Mayo),
in den letzten Jahren aber ist auch in Deutschland das Leiden immer häufiger operiert
worden und hat den deutschen Chirurgenkongreß eingehend beschäftigt. Die Zunahme
der Krankheit ist zum Teil eine scheinbare und auf die verbesserte Diagnostik zurück-
zuführen, welche besonders durch die von Rieder (19060) eingeführte Sichtbarmachung
des Magendarmkanals im Röntgenbilde in hohem Maße gefördert worden ist,
zum Teil aber ist sie eine reelle und hängt wohl mit der unzweckmäßigen Lebensweise
zusammen, die der moderne Kampf ums Dasein vielen Ständen aufnötigt. Beide Ur-
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