Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Vierter Band. (4)

  
X. Buch. IV. Die Agrikulturchemie. 3209 
  
Stidstoffassimilation durch Außer den Leguminosenbakterien gibt es, wie man 
später feststellte, auch noch andere, im Boden 
freilebende, niedere Organismen, welche 
den Boden fortwährend mit Stickstoff anreichern. Auf eine Stickstoffanreicherung des 
Bodens durch solche Organismen wurde zuersthingewiesen von Berthelot, Frank, Caron und 
J. Kühn. Bestimmt nachgewiesen wurde die Fähigkeit der Stickstoffassimilation bei den 
Clostridiumorganismen durch Winogradsky, bei den blaugrünen Algen (TCyanophyceen) 
durch Beprinck, Heinze u. a. und vor allem bei den sog. Azotobakterorganismen von Krüger, 
Schneidewind, Beprinck, Gerlach, Vogel, Heinze, Freudenreich, Koch, Hiltner u. a. Die 
letzteren, praktisch wichtigsten Organismen sind in Reinkultur zuerst von Krüger hergestellt 
worden. Durch zahlreiche Versuche hat man dann festgestellt, daß unser Boden durch diese 
Organismen eine nennenswerte Anreicherung von Stickstoff erfährt, besonders bei Zufüh- 
rung von geeigneten Kohlenstoffverbindungen als Kohlenstoffquelle für jene Organismen. 
Assolche sind erkannt worden: Verrottete organische Substanzen, so wie sie sich im 
Stalldünger, den Pflanzenrückständen, Humusstoffen usw. befinden, oder in Form von 
isolierten organischen Verbindungen, wie Zucker, Stärke, Zellulose usw., nach längerer 
Lagerzeit im Boden. Wissenschaftlich-praktische Versuche über die Stickstoffanreicherung 
des Bodens durch diese Organismen sind ausgeführt worden von Schneidewind, 
D. Meyer und Münter. Nach diesen Versuchen war der Stickstoffgewinn durch jene 
Organismen einschließlich der lleinen Stickstoffmengen, welche der Boden durch die 
atmosphärischen Niederschläge und Ammoniakabsorption seitens des Humus erfährt, auf 
einem humosen Lößlehmboden bei Pflanzenbestand größer als die Stickstoffverluste, 
welche der Boden erleidet, dagegen auf gebrachtem Boden kleiner als die Stickstoff- 
verluste, welche im letzteren Falle durch das Auswaschen des gebildeten Salpeters eine 
große Höhe erreichten. 
  
andere niedere Organismen. 
  
Künstliche stickstoffhaltige Eine hohe Steigerung haben unsere Bodenerträge 
Düngemittel. durch eine zweckmäßigere Anwendung der künstlichen 
stickstoffpaltigen Düngemittel erfahren. Die bei- 
den herrschenden Stickstofformen sind noch der TChilesalpeter (Natronsalpeter) und das 
schwefelsaure Ammoniak, welches in der Prazis meistens als Ammoniaksuperphosphat 
angewendet wird. Im Ourchschnitt der vielen Gefäß- und Feldversuche, welche über die 
Wirkung dieser beiden Stickstofformen angestellt wurden, hat der Salpeter etwas mehr 
geleistet und den Pflanzen etwas mehr Stickstoff geliefert als das schwefelsaure Ammo- 
niak. Als Gründe für die etwas schlechtere Ausnutzung des Ammoniakstickstoffs sind 
nach Untersuchungen von Wagner, Pfeiffer, Lemmermann, Krüger, Schneidewind, 
O. Meyer, Münter, Wiegner u. a. anzuführen: 1. Die Stickstoffverluste, welche das 
Ammoniaksalz durch Verdunstung erfährt, hervorgerufen durch den Kalk des Bodens. 
NRennenswerte Verluste dieser Art finden nur auf kalkreichen Böden und hauptsächlich 
bei Oberflächendüngung statt. 2. Die Festlegung des Ammoniaks durch die Zeolithe 
des Bodens. Nach dieser Richtung hin kommen hauptsächlich in Frage stark absorbierende 
Tonböden in Zeiten der Trockenheit. 3. Eine stärkere Umwandlung des Ammoniak- 
  
  
93 1473
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.