334 Die landwirtschaftlichen Wissenschaften: IV. Die Agrikulturchemie. X. Buch.
tionswirkung findet nun in der Kellnerschen Fütterungslehre seinen Ausdruck in den
sog. Stärkewerten, der letzte Teil in dem Gehalt des Futters an verdaulichem Eiweiß.
Seit dieser Erkenntnis rechnet man jetzt fast allgemein nicht mehr mit verdaulichen Nähr-
stoffen, sondern mit verdaulichem Eiweiß und den von Kellner für die einzelnen Futter-
mittel ermittelten Stärkewerten. Daß diese Rechnung eine richtigere ist, zeigen u. a.
auch wissenschaftlich-praktische Fütterungsversuche, welche Schneidewind mit seinen
Mitarbeitern D. Meper und Gröbler in der Versuchswirtschaft Lauchstädt ausführte.
Besondere Beachtung verdienen auch noch die neueren Forschungen von Zuntz.
Kellner hat durch Respirationsversuche die Verluste ermittelt, welche die einzelnen
Kohlehpdrate durch die Methangärung im tierischen Körper erleiden. Zuntz stellte nun
fest, daß diese Verluste, welche die kohlehydratreichen Futtermittel (Rüben, Kartoffeln
usw.) erleiden, verhältnismäßig gering sind, wenn eine getrennte Fütterung in
der Weise stattfindet, daß die kohlehydratreichen Futtermittel früh für sich allein und
abends die eiweißreichen Kraftfuttermittel in Verbindung mit den Rauhfutterstoffen
verabreicht werden, oder umgekehrt. Weiter stellte Zuntz fest, daß die Methangärung
stark vermindert wird durch eine Beigabe von Sauerfutter, deren Milchsäure in
hohem Maße die Methangärung herabzudrücken und damit die Ausnutzung der kohle-
hodratreichen Futtermittel zu erhöhen vermag. Hierauf ist jedenfalls die in der
Praxis beobachtete günstige Wirkung des Sauerfutters bei der Mast und der Milch-
viehhaltung zurückzuführen. Von besonderem Interesse sind auch die vielen Versuche,
welche über die Wirkung der Amide, des Nahrungsfettes und der Reizstoffe auf
Milchertrag und Beschaffenheit der Milch ausgeführt wurden. So hat u. a. Morgen
mit seinen Mitarbeitern Berger, Fingerling und Westhauser festgestellt, daß gewisse
Reizstoffe den Milchertrag und auch die Fettmenge zu erhöhen vermögen.
Umfangreiche Fütterungsversuche sind im letzten Jahrzehnt angestellt worden mit
den neuerdings gewonnenen Trockenprodukten (Trockenkartoffeln, getrockneten Dif-
fusionsrückständen, getrocknetem Rübenkraut, getrockneter Hefe usw.). Alle diese Ver-
suche haben, soweit diese Produkte eine tadellose Beschaffenheit aufwiesen, welche mit
den neueren Trocknungsapparaten zu erzielen ist, ein für die Trockenprodukte günstiges
Ergebnis gebracht. Zahlreiche Versuche sind angestellt mit den verschiedenen Kraft-
futtermitteln, auf Grund deren eine zweckmäßigere Verwertung derselben seitens der
Praxis ermöglicht wurde.
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