Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Vierter Band. (4)

  
352 Die technischen Wissenschaften. X. Buch. 
III. Wasserbau 
Von Th. Rehbock, Oberbaurat und Professor a. d. Gr. Technischen Hochschule Fridericiana 
zu Karlsruhe 
Die wirtschaftliche Erstarkung des Deutschen Reiches seit dem Regierungsantritt 
Kaiser Wilhelms lI., die schnelle Zunahme der Bevölkerung, das Aufblühen der Industrie 
und das Zusammenströmen großer Menschenmengen auf engbegrenztem Naum in 
Städten und an den Lagerstätten von Kohlen und Eisen haben das Bedürfnis nach 
einer fortgeschrittenen Wasserwirtschaft, nach verbesserten Binnenwasserstraßen und nach 
erhöhter Seegeltung in früher ungeahntem Umfang gesteigert und dadurch dem deutschen 
Wasserbau große und dankbare Aufgaben gestellt. 
Diese Aufgaben fanden, da bei dem schnell wachsenden Wohlstand des deutschen 
Volkes die erforderlichen Mittel meist ausreichend zur Verfügung standen und es auch 
an tüchtigen Ingenieuren nicht fehblte, fast durchweg sachgemäße und zweckdienliche 
Lösungen, die vielfach auch im Ausland Beachtung und Anerkennung, häufig auch 
Nachahmung gefunden haben. 
Mögen auch die größeren Stromgebiete und die reicheren natürlichen Hilfemittel 
einiger überseeischer Länder dem ausländischen Wasserbau vereinzelt noch größere Auf- 
gaben gestellt haben, mag der deutsche Ingenieur auch voll Bewunderung auf die Kühn- 
heit schauen, mit der seine ausländischen Fachgenossen staunenswerte Werke der Wasser- 
baukunst geschaffen haben, bei der zielbewußten und umfassenden Entwicklung seiner 
Wasserwirtschaft hat Deutschland in den letzten 25 Zahren hinter keinem anderen Staat 
zurückgestanden. 
Ströme. Die deutschen Ströme, denen meist schon vorher ein einheitliches, mit 
— befestigten Ufern versehenes, für die Aufnahme der mittleren bzw. hohen 
Wasserführungen berechnetes Bett gegeben war, sind weiter ausgebaut worden. Die 
Herstellung einer festliegenden, den Niederwasserabfluß zweckmäßig zusammenfassenden 
Kleinwasserrinne, welche der Schiffahrt auch bei niedrigen Wasserführungen eine möglichst 
vorteilhafte Fahrstraße bieten soll, wurde auf einzelnen Stromstrecken durchgeführt. In 
einheitlicher Weise und mit beftem Erfolg ist eine solche Niederwasserregulierung von 
größerer Ausdehnung an der Oberrheinstrecke Straßburg—Sondernheim in den letzten 
Jahren nach den Plänen Honsells zur Ausführung gelangt. Wo das Mittel der Regu- 
lierung wegen ungenügendem Abfluß für die Schaffung einer leistungsfähigen Wasser- 
straße nicht ausreichte, wurde durch den Einbau von Wehren zur Kanalisierung oder 
zur Anlage von Seitenkanälen geschritten. Auch mit der Verbesserung der Schiffbar- 
keit der Flüsse durch BVermehrung des ANiederwasserabflusses mit in Zeiten des Über- 
flusses aufgestauteem Wasser wurde ein Anfang gemacht. Das zu diesem Zweck im Strom- 
gebiet der Weser erbaute Staubecken bei Waldeck, das seiner Vollendung entgegengeht, 
wird mit einem Fassungsraum von 202 Mill. chm der größte künstliche Stausee Europas 
werden. 
  
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