Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Vierter Band. (4)

  
X. Buch. III. Wasserbau. 353 
Durch die Erweiterung bestehender und die Anlage neuer Binnenkanäle 
ist die Berbindung der deutschen Ströme untereinander verbessert worden, 
so daß nach Vollendung der im Bau begriffenen Kanäle und nach Ausführung des noch 
nicht bewilligten Kanals von Hannover zur Elbe, sowie nach Ausbau des NRheins als 
Schifffahrtsstraße bis zum Bodensee und nach Herstellung eines Großschiffahrtsweges 
vom Rhein zur Donau ein zusammenhängendes Binnenwasserstraßennetz geschaffen 
sein wird, wie es in gleicher Ausdehnung und Leistungsfähigkeit kein anderer euro- 
päischer Staat besitzt. 
Kanäle. 
  
Die in den letzten 25 Zahren etwa auf das Fünffache ange- 
wachsene Verkehrsleistung der deutschen Binnenwasserstraßen, 
die heute über 20 Milliarden Tonnenkilometer beträgt und damit auf etwa den vierten 
Teil des gesamten deutschen, binnenländischen Güterverkehrs angewachsen ist, dürfte 
nach Einfügung der genannten wichtigen Schlußglieder in das deutsche Wasserstraßennetz 
noch einer wesentlichen Steigerung fähig sein. 
Binnenverkehr. 
  
In Verbindung mit dem fortschreitenden Ausbau und der Ver- 
kehrszunahme des deutschen Binnenwasserstraßennetzes hat auch die 
Leistungsfähigkeit der deutschen Binnenhäfen eine wesentliche Steigerung erfahren. Durch 
Erweiterung von bestehenden und durch die Erbauung zahlreicher neuer Häfen konnte 
den gesteigerten Anforderungen des Lösch- und Ladeverkehrs in ausreichender Weise 
entsprochen werden, so daß die Abfertigung des auf etwa 150 Millionen Tonnen an- 
gewachsenen Hafenverkehrs der deutschen Binnenwasserstraßen keine Schwierigkeiten 
bereitet. 
Die an der Mündung der Ruhr in den Rhein entstandene Duisburg-Ruhrorter 
Hafengruppe ist mit einer Güterbewegung von 23 Millionen Tonnen (im Fahr 1912) 
die verkehrsreichste des gesamten europäischen Binnenwasserstraßennetzes geworden. 
Binnenhäfen. 
  
Eine gleich'schnelle Entwicklung, wie die 
binnenländischen Wasserstraßen, zeigen die 
Anlagen für den überseeischen Berkehr. Mit großen Mitteln sind die Unterläufe 
der deutschen Nordseeströme Elbe, Weser und Ems für die beständig steigenden 
Anforderungen der Seeschiffe durch umfangreiche Baggerungen und durch die Anlage 
ausgedehnter Leitwerke ausgebaut worden. Den Häfen der Ostsee — namentlich Lübeck, 
Stettin, Danzig, Königsberg und Stralsund — wurden verbesserte Einfahrten gegeben. 
Der Kaiser-Wilhelm-Kanal, der nach Vollendung seiner Erweiterungsbauten allen vor- 
handenen Seeschiffen den Durchgang gewähren wird, verbindet auf deutschem Boden 
die Nordsee mit der Ostsee und die neuzeitlich ausgebauten Kriegshäfen Wilhelmshaven 
und Kiel. Eine vollständig durchgeführte Befeuerung der deutschen Küsten sichert die 
Seeschiffahrt zur Nachtzeit. Gewaltige Schiffe, zu denen die größten gehören, die das 
Weltmeer jemals befuhren, auf deutschen Werften aus deutschem Stahl erbaut, vermitteln 
den Verkehr zwischen den deutschen Seehäfen und den Ländern jenseits der Weltmeere. 
Anlagen für überseeischen Berkehr. 
  
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