Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Vierter Band. (4)

  
X. Buch. Allgemeine Naturwissenschaft; Botanik; Abstammungslehre. 115 
  
sein lassen, tiefere und weitere Schächte der Erkenntnis in die ungeheure Fülle des noch 
Unerkannten zu treiben. Sind doch die Naturwissenschaften im allgemeinen und die 
Biologie im besonderen noch junge Wissenschaften, so daß heute gar nicht abzusehen ist, 
wie sich in JLahrhunderten unser Wissen von der Natur gestalten wird. Mit froher Zuver- 
sicht sollen wir diese Bahn beschreiten, die durch die Einsicht nicht getrübt zu werden 
braucht, daß wir manchen Problemen gegenüber zur Entsagung verurteilt sein werden. 
Denn wo von der Naturwissenschaft ein Nätsel gelöst wurde, steigt meist eine ganze Schar 
neuer Nätsel empor: bis jetzt vermehrte die Zahl der Rätsel bei tieferem Eindringen sich 
eher, als daß sie sich minderte. Wie es dem Menschen niemals gelingen dürfte, bis zum 
Mittelpunkt der Erde vorzudringen, so wird die Naturwissenschaft bei ihrem Vorwärts- 
schreiten oft genug Anlaß haben, Erkennbares von Unerkennbarem zu sondern. Dann 
wird man dem tiefgründigen NRate Goethes folgen, die Arbeit dem Erforschlichen zuzu- 
wenden und das Unerforschliche „ruhig zu verehren“. 
  
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