Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Vierter Band. (4)

  
380 Die technischen Wissenschaften. X. Buch. 
gleich befahren werden, schon in so kurzen Intervallen (20—50 Sek.), daß leicht Hem- 
mungen entstehen. Auch reicht die Fahrgeschwindigkeit auf Straßenbahnen schließlich 
nicht mehr aus, um in einer sich erweiternden Stadt die Entfernungen zwischen Wohnung 
und Arbeitsort in einer angemessenen Zeit zurückzulegen. Es wäre dann ein rascheres 
Verkehrsmittel einzuführen, nämlich Schnellbahnen auf selbständigem Planum. Dies 
ist nunmehr in den zwei größten deutschen Städten, Berlin und Hamburg-Altona, ge- 
schehen mittels diametraler und Ringlinien. 
Von großer Bedeutung für einen Bebauungsplan sind natürlich die schon bestehenden 
Eisenbahnen und dabei die in jüngster Zeit oft vorgekommenen Fragen über die Erwei- 
terung, Hochlegung oder Verlegung von Personenbahnhöfen. Es wäre zu wünschen, daß 
derartige Aufgaben nicht einseitig zum Vorteil des Eisenbahnbetriebes entschieden werden, 
sondern daß die städtischen ZInteressen ausgiebig mit zur Geltung kommen. Letztere fordern 
aus örtlichen Gründen trotz etwaiger Schwierigkeiten die tunlichste Erhaltung eines Bahn- 
bofs im Innern der Stadt (Köln, Hannover), gestatten vielleicht ein gewisses Vorschieben 
(Frankfurt, Stuttgart), aber nicht eine Verlegung weit hinaus vor das Baugebiet (Karls- 
ruhe, Darmstadt); unter Umständen kann die Verteilung des Verkehrs auf mehrere Einzel- 
bahnhöfe zweckmäßig sein (Berlin, Hamburg-Altona). 
Außerdem ist der Güterverkehr zu beachten. Gewöhnlich reicht ja ein Güterbahnhof 
außerhalb der Stadt aus, aber öfter wäre auch eine Dezentralisation erwünscht, teils um 
verschiedene Stadtteile mittels Lokalgüterstationen zu bedienen, teils um Hafenanlagen 
und Fabrikbezirke anzuschließen. Es kommt dann entweder zu einzelnen Fabrikgleisen 
oder zu ausgedehnten Gleisgruppen, wie in den meisten Hafenstädten, oder selbst zu einem 
eigenen Güterbahnnetz (Mülhausen). 
Bei selbständigen Eisenbahnen ist jetzt als Hauptgrundsatz der Linienführung durch- 
gedrungen, daß Straßen in Städten und in deren Erweiterungsgebiet nicht in Schienen- 
höhe gekreuzt werden dürfen. Die Bahnen mühssen daher in der Regel über oder unter 
dem Gelände liegen. Hieraus haben sich vielfach schwierige und kostspielige Konstruktionen 
ergeben, namentlich soweit Bahn und Straße ein und derselben Linie folgen. Es gibt 
dann entweder Unterpflasterbahnen oder Hochbahnen über der Straße, bei welchen 
namentlich das Lichtbedürfnis der Häuser und das gute Aussehen zu beachten ist. So sind 
zweistöckige Anlagen entstanden und haben zu interessanten bautechnischen Fortschritten 
Gelegenheit gegeben (Stadtbahnstrecken in Berlin und Hamburg). Schließlich kommt 
man auf Schwebebahnen (Elberfeld-Barmen). An dieser Stelle ist auch der Elbtunnel 
in Hamburg anzuführen, eines der eigenartigsten Bauwerke für städtischen Straßenverkehr 
und ein Zeugnis für die Leistungsfähigkeit der technischen Wissenschaften. Die Bauzeit 
währte von 1907 bis 1911. Vorläufer dazu war der Spreetunnel in Treptow bei Berlin 
für die städtische Hoch- und Untergrundbahn, eröffnet 1899, später folgend der Spree- 
tunnel bei der Inselbrücke für die Straßenbahn 1913. 
Zu jedem Bebauungsplan gehört eine Bauordnung, um ein voll- 
ständiges Bild der Zukunft zu erhalten. Hierin kommt als wichtigster 
Punkt die Bau- und Wohndichtigkeit in Betracht. Welche Folgen aus dem 
Bauordnung. 
  
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