Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Vierter Band. (4)

  
122 „Astronomie, A#strophpfik, Geodäsie. X. Buch. 
  
der Erde, mittels genauester Zeitbestimmungen, allgemein anerkannte Fortschritte er- 
zielt werden von Clemens Riefler in München, der, theoretisch beraten durch von 
Seeliger, die Leistungen der Pendeluhren außerordentlich verbessert und gesichert 
hat, aber zu allgemeinem Leide im letzten Zahre dahingegangen ist. Er hat fast für alle 
Seiten der Verfeinerung und Sicherung der Pendeluhren, sowohl in betreff der Schwin- 
gungseinrichtungen als auch des luftdichten Einschlusses oder der Kompensation gegen 
Temperatur- und Luftdruckschwankungen, überaus Wertvolles geleistet, wobei ihm ins- 
besondere auch das geodätische Institut in Potsdam durch Wanach's sorgfältige Prü- 
fungen und Zeitmessungen wesentliche Hilfe gewährt hat. Auch die Sternwarten Ham- 
burg und Berlin haben zu diesen Vervollkommnungen der Zeitmessung und Zeitregelung 
beigetragen, ebenso auch der Leiter der Uhrmacherschule zu Glashütte, Strasser. 
Die Orts- und Helligkeits- Zu dem oben erwähnten, durch von 
Bestimmungen am Sternhimmel. Auwers geleiteten internationalen Unter- 
nehmen der Ortsbestimmung und Hellig- 
keitsschätzung von nahezu 200 000 Fixsternen bis zur sogenannten neunten Größe durch 
Fernrohr und Auge ist auf dem Potsdamer Astrophpsischen Observatorium im letzten 
Bierteljahrhundert binzugekommen die photometrische Bestimmung der Helligkeiten 
von 14200 Sternen bis zur Größe 7,5 durch Müller und Kempf in der sogenannten 
„Potsdamer photometrischen Durchmusterung“. 
Alle die verfeinerten und erweiterten Ortsbestimmungen zahlreicher Fixsterne an 
der Himmelefläche haben natürlich auch die Fragen gewaltig angeregt nach ihren Ent- 
fernungen und nach dem ganzen Bau der uns umgebenden Sternenwelt, 
sowie nach den Gesetzen der aus allen diesen Messungen und ihren Vergleichungen 
mit früheren (wenngleich erst viel weniger zahlreichen) Messungen hervorgehenden 
Orts- und Helligkeitsveränderungen der Sterne. 
Oie Orter und die wirklichen oder scheinbaren Ortsveränderungen der sogenannten 
Firsterne an der Himmelsfläche werden ja zunächst durch zwei sogenannte Fixpunkte 
bestimmbar. Aber diese beiden Fixpunkte, nämlich erstens der Polpunkt (der scheinbare 
Drehpunkt des Sternhimmels), in welchem die Verlängerung der Drehungsachse des 
Erdkörpers die Himmelsfläche trifft, und zweitens derjenige Punkt, in welchem eine 
zur jeweiligen Lage der Erdbahnebene rechtwinklige Richtung die Himmelsfläche trifft 
(der sogenannte Pol der Erdbahn), sind selber ebenso wie die Firsternörter langsam und 
gesetzmäßig veränderlich. (Es wird gestattet sein, bei dieser kurzen Betrachtung nur ganz 
beiläufig zu erwähnen, daß zu jedem der beiden Fixpunkte noch je ein zweiter, ihm an 
der scheinbaren Kugelfläche des Himmels diametral gegenüberliegender gehört.) Die 
Ortsveränderungen dieser Fixpunkte an der Himmelsfläche werden verursacht durch die 
gegenseitigen Anziehungswirkungen, welche innerhalb unseres Planetensystems statt- 
finden, und welche insbesondere auch auf die Lage der Drehungsachse des Erdkörpers 
durch Mond und Sonne ausgeübt werden, wodurch eine unablässige, sehr erhebliche Ver- 
änderung der Richtung dieser Achse im Raume stattfindet, von welcher Beränderung 
oben bereits die Rede war. Für die Berechnung der hierdurch bewirkten Wanderung des 
  
  
1266
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.