X. Buch. Die Chemie. 163
in die Chemie der Kohlenhydrate 1884 einsetzten. In seiner Hand wurde 1890 die op-
tisch-inaktive Lävulose oder a-Alrose aus Alroleindibromid der Ausgangspunkt zur Syn-
these von Fruchtzucker und Traubenzucker, von denen er den letzteren in ersteren über-
führte. Von den Reaktionen, die dabei eine Rolle spielen, sei die 1885 von Kiliani ge-
fundene Anlagerung der Blausäure an Aldosen und Ketosen erwähnt, ferner die von
Emil Fischer gefundene Reduktion der Polpyoxpmonokarbonsäurelaktone zu Aldosen und
die Umlagerung von Polyoxpymonokarbonsäuren durch Erhitzen mit Chinolin zu Stereo-
isomeren, bei denen nur die Anordnung von Hydroxyl und Wasserstoff an dem mit Karb-
ozpl verbundenen Kohlenstoff geändert ist. Es gelang E. Fischer weiter, aus den nach
van't Hoffs Theorie möglichen 16 stereochemischen Formeln der Aldohexosen die Formel
für den Traubenzucker auszuwählen, für alle bekannten Aldopentosen, Aldohexosen und
Ketohexosen die Raumformeln abzuleiten und die Zahl dieser Zucker durch eine Reihe
damit genetisch zusammenhängender, sonthetisch gewonnener Aldosen mit sechs, sieben, acht
und neun Kohlenstoffatomen zu vermehren. 1893 lehrte A. Wohl, daß man das Oxim
einer Aldohexose benutzen kann, um die Aldohexose zu der entsprechenden Aldopentose
abzubauen. Otto Ruff verwertete 1898 zum Abbau der Aldosen die Oxydation der aus
ihnen leicht entstehenden Oxymonokarbonsäuren mit Wasserstoffsuperoxpd bei Gegen-
wart von Ferrichlorid.
Das bei der hodrolytischen Spaltung der Eiweißsubstanzen ent-
stehende Gemisch von Aminosäuren lehrte E. Fischer durch
fraktionierte Destillation ihrer Ester in seine Bestandteile zu zerlegen. Alle diese Spal-
tungsprodukte sind synthetisch dargestellt worden. Hervorgehoben sei die Synthese des
Zostins, das man als Hauptträger des Schwefelgehaltes der Eiweißsubstanzen ansieht
durch E. Erlen meyer jun. 1904. Auf Grund der Annahme, daß die Aminosäuren in
den Eiweißsubstanzen amidartig miteinander vereinigt sind, unternahm es E. Fischer
besonders im Verein mit Abderhalden seit 1903, unter Verwendung der Ester der
Aminosäuren und der Chloride der Aminosäurechlorhoydrate, sowie anderer Abkömmlinge
eiweißähnliche Substanzen synthetisch zu gewinnen. Th. Curtius benutzte zu dieser Ver-
knüpfung der Aminosäuren ihre Azide. Die so entstehenden in mancher Hinsicht den
Peptonen ähnlichen Aminazylaminokarbonsäuren nannte E. Fischer Peptide und
unterscheidet nach der Zahl der verketteten Aminosäuren: Oi-, Tri-, Tetrapeptide usw.,
von denen über hundert verschiedenartige Vertreter gewonnen worden sind. E. Fischer
und Abderhalden gelang es, als Spaltungsprodukte von Eiweißsubstanzen neben
Aminosäuren ODi- und Tetrapeptide zu isolieren, die mit synthetisch gewonnenen
identisch sind.
Purinchemie.
Eiweißchemie.
Im Tierkörper entstehen aus Eiweißsubstanzen Harnstoff, Harn-
säure und ihre nahen Verwandten Guanin, Nanthin, Hypoxanthin
und Adenin. Nanthin und Hypoxanthin finden sich auch im Teeextrakt neben den methy-
lierten Nanthinen Theophyllin, 1888 von Kossel entdeckt, und Thein, das auch im Kaffee
vorkommt. Theobromin, ebenfalls ein methpliertes Nanthin, ist im Kakao enthalten.
Alle diese Substanzen sind synthetisch dargestellt worden. Die erste Sonthese der Harn-
säure gelang 1888 R. Behrend und O. Roosen, die dabei von A#lzetessigester und Harn-
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