166 Die Chemie. X. Buch.
Kohlenwasserstoff Isopren durch Polpmerisation darzustellen. Isopren ist in lleiner
Menge 1860 zuerst von dem Engländer Williams durch Erhitzen von Kautschuk ge-
wonnen worden. Es steht zu den Terpenen in engen genetischen Beziehungen, da es
sich auch zu Dipenten, das sich ebenfalls unter den Zersetzungsprodukten des Kautschuks
findet, polpmerisieren läßt.
Pflanzenalkaloide. Eine besondere Bedeutung beanspruchen wegen ihrer stark
giftigen, aber zum Teil pharmakologisch sehr geschätzten
Wirkungen die stickstoffhaltigen, basisch reagierenden Pflanzenstoffe, die man unter
dem Namen Pflanzenalkaloide zusammenfaßt. Die wichtigsten sind die bekannten Heil-
mittel Atropin, Kokain, Chinin und Morphin. Verwickelt zusammengesetzt, ist die Kon-
stitution der meisten erst in den letzten Jahrzehnten aufgeklärt worden und erst zum
kleinsten Teil ist ihre Synthese gelungen. Oie synthetischen Versuche beginnen 1886 mit
der Synthese des Konüns des im Samen des gefleckten Schierlings enthaltenen Alkaloides
durch A. Ladenburg, besonders wichtig geworden durch die Entdeckung einer Methode
zur Zerlegung razemischer Basen in ihre optisch aktiven Komponenten. IZn demselben
Jahre hat A. Hantzsch das Mikotinsäurebetain sonthetisch dargestellt, dessen Identität
mit dem im Bockshornsamen von Trigonella koenum graecum vorkommenden Trigonellin
E. Zahns im folgenden Jahre bewies. 1894 stellten A. Ladenburg und M. Scholtz
das Piperin, das Alkaloid des Pfeffers, aus synthetisch gewonnener Piperinsäure und
Piperidin dar. In dem ZJahre 1904 bauten Amé Pictet in Genf im Verein mit mehreren
Schülern das Mikotin, das Alkaloid des Tabaks auf, damit die 1895 von A. Pinner auf-
gestellte Konstitutionsformel dieses Alkaloids bestätigend. Die Partialsynthese des Atro-
pins aus seinen Spaltungsprodukten Tropin und Tropasäure führte A. Ladenburg
schon 1882 aus. 1903 gelang es Willstätter, das Tropin aufzubauen, womit die Total--
synthese des Atropins erreicht war. In demselben Jahre gelang es R. Willstätter im
Verein mit A. Bode das dem Tropin nahe verwandte Kokain, in seiner razemischen Form
zu gewinnen. Ourch hauptsächlich von Skraup, W. Königs, v. Miller und Rhode
ausgeführte ausgezeichnete Experimentaluntersuchungen erhielt man einen Einblick
in die verwickelte Konstitution der wichtigsten in der Chinarinde vorkommenden Alka-
loide: Cinchonin und Chinin, ein Methorxpcinchonin. Paul Rabe ist es geglückt das
Cinchotoxin 1911 zu einer Partialsynthese des Cinchonins zu verwenden. Im Opium,
dem eingedickten Milchsaft der grünen Samenkapseln des Mohns kommen die Alkaloide
Morphin, Kodein, Thebain, Papaverin, Laudanosin, Narkotin und Narzein vor. Die
wichtigste dieser Basen ist das Morphin, dessen Konstitution ebensowenig wie die seiner
nächsten Verwandten Kodein und Thebain durch die bis auf die Gegenwart fortgeführten
Untersuchungen von L. Knorr und R. Pschorr völlig aufgeklärt ist. Dagegen stellte
Amé Pictet 1909 das Papoverin, dessen Konstitution Guido Goldsch midt ermittelt
hatte, und das Laudanosin sonthetisch dar. Die Konstitution des Narkotins klärte W. Roser
1889 auf. Ein isomeres Narkotin lehrte 1896 Liebermann aufbauen. DOie Syn-
these des Narkotins selbst führte 1911 W. H. Perkin in England aus, nachdem das eine
Spaltungsprodukt, das Mekonin, 1898 von Paul Fritsch und das zweite Spaltungs-
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