Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

418 Studien über württembergische Agrarverhältnisse. 
sichtlich zunächst unserm Gewerbstande selbst zufallen, die wei- 
tere Ausdehnung der gewerblichen Thätigkeit sich aus ihm heraus- 
bilden; und ein solcher Gang der Dinge muss offenbar auch als 
der wünschenswerlheste erscheinen. 
Aber wenn es auch möglich seyn sollte, auf diesem Wege 
dem Ackerbau eine beträchtlichere Hülfe zu verschaffen, so wäre 
doch damit die Nothwendigkeit einer den Landbau unmittelbar 
treffenden Maassregel nicht aufgehoben. Denn nach dem Charakter 
unserer Bevölkerung würde die leergewordene Stelle der in die 
Gewerbe aufgenommenen Leute gar bald wieder ausgefüllt seyn. 
Das Uebel zu bekämpfen wäre also nicht minder geboten, wenn 
es aus einem vorhandenen wenigstens hie und da zu einem dro- 
henden würde. 
Für nicht weniger täuschend ist die Hoffnung zu halten, 
durch noch ausgedehntere Einführung der intensivsten Bodenkultur, 
insbesondere durch allgemeineren Uebergang zum Spatenbau und 
erweiterte Produktion von Gemüse und Handelspflanzen unsern 
landwirthschaftlichen Gemeinden zu helfen. 
Dass bei einzelnen Gemeinden ein solcher Uehbergang mög- 
lich und wünschenswerlh ist, ist nalürlich zugegeben; aber im 
Grossen und Ganzen wird dabei nicht viel Gutes herauskommen. 
Denn abgeschen davon, dass schr viele unsrer Landgemeinden 
und darunter gerade die hülfsbedürfligsten nicht einmal klimatisch 
in der Lage sind zu einer solchen Kultur überzugchen, so er- 
fordert dieselbe auch ausserordentlich viel Dünger, also entweder 
die Nähe von Städten, wie dies beim gartenähnlichen Ackerbau 
in der Pfalz, um Nürnberg, Bamberg, Erfurt der Fall ist, oder 
einen sehr starken Viehstand und gegen den bisherigen Stand 
jedenfalls eine Vermehrung desselben. Eine Verstärkung des 
Viehstands aber ist nur mitlelst vermehrten Fulterbaus zu errei- 
chen, also durch ein Mittel, dessen Anwendung die Möglichkeit 
der ausgedehnteren Verwendung des Bodens zur Erzeugung von 
Gemüse und Handelspflanzen alsbald wieder beschränkt. Ueber- 
diess würde eine nur einiger Massen starke Ausdehnung der Pro- 
duktion solcher Gewächse nothwendig schnell Zuvielproduktion 
und Stockung des Absatzes zur Folge haben. 
50 lange jede Familie im Durchschnitt jährlich etwa fünf-
	        
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