Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

640. Der statistische Congress 
schlüsse des Congresses zur Ausführung zu bringen; — eine vertrauensvolle 
Zusicherung, wie sie wohlweislich kein anderer Commissär zu geben ge- 
wagt hat. Uebrigens hatte Herr v. Avila eine Anzahl der erwähnten Publi- 
cationen mitgebracht, die er auf dem Bureau niederlegte !). 
Der Spanier konnte noch nicht wie der Portugiese von gemachten 
Fortschritten sprechen. Er stellte voran, dass eine eigentlich rationelle Bahn 
in Madrid noch nicht betreten und dass er hierher gesandt sei, nicht um 
was dort geschehen, als ein Muster zu empfehlen, sondern um Belehrung 
zu sammeln, welche dazu behülflich sein könne, die Statistik zu Hause in 
Zukunft auf zweckmässigen Grundlagen zu organisiren. Es ist ein Vortheil, 
fügte er, wie um sich selbst zu trösten, unter der Heiterkeit der Versammlung 
bei, den die zurückgebliebenen Länder vor den rasch voranschreitenden 
voraus haben, dass sie alles Gute annehmen können und nicht zuweilen die 
besten Institutionen wieder zerstören zu sehen brauchen; unter diesem Ge- 
sichtspunkt können wir uns über unsere Unwissenheit beglückwünschen. 
Eine Organisation der Statistik existirt in Spanien nicht. Die Ge- 
schichte der früher für statistische Arbeiten ernannten Commissionen, der in 
sehr entfernten Perioden bis zurück zum 15. Jahrhundert veröffentlichten 
Documente würde historisch interessant genug, aber ohne Bedeutung für die 
Zukunft sein. Hieher gehört nur, was von der Regierung, den Corporationen, 
den Privatpersonen für den Fortschritt der Statistik neuestens geschehen ist. 
Die physische und physiologische Statistik, die sich mit den physischen 
Erscheinungen der Erde und der lebenden Wesen beschäftigt, und die bis 
jetzt nur schlecht gepflegt worden, scheint dem Redner in Spanien eine 
schöne Zukunft zu haben. Diese kündigt sich durch die Entwerfung einer mit 
allen Hülfsmittela der neueren Wissenschaft aufzunehmenden Karte von ganz 
Spanien aus geographischem, geologischem, mineralogischem, landwirthschaft- 
lichem Gesichtspunkte an. Sie wird den Ausgangspunkt der statistischen 
Arbeiten in dieser Richtung bilden. Mit der Climatologie hat man sich noch 
wenig beschäftigt; doch sammeln die Observatorien von San Fernando und 
von Madrid monatliche meteorologische Beobachtungen. Eine Volkszählung 
aus neuester Zeit giebt es nicht; der Minister des Innern arbeitet eifrig auf 
eine solche hin. Bücher des Civilstandes ausserhalb der Kirche waren bis 
vor Kurzem nicht vorhanden. Aber da die Kirche sehr genau in ihren Auf- 
zeichnungen ist, so war es auch bisher möglich, in ihren Registern. über 
Geburten, Ehen und Todesfälle alle Notizen zu finden, soweit die Religion 
betheiligt ist. Wo sie es nicht ist, mangelten sie, z. B. über die Todtge- 
bornen, die gesellschaftliche Stellung der Eltern. Seit der Annahme des 
neuen Municipalgesetzes, das dem französischen sehr ähnlich ist, sind auch 
in Spanien Civilstandsbücher angeordnet worden. Aus dem Gebiete der me- 
dicinischen Statistik kennt Don Ramon de la Sagra keine Publication, abgesehen 
1) Vgl. Auszüge aus amtlichen Berichten über Portugal, zusammengestellt von Ob.- 
Lieut. Seubert in Stuttgart: in Hübners Nachrichten 1858. I, Nr, 16, S. 129—132.
	        
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