11 Abessinien. 12 Abessinien. Reich im nordöstlichen Afrika, unter seine Macht zu bringen; er stieß die im abessinischen Hosstil Athiopien (Itjopja), in altersschwache (sog. salomonische) Dynastie voll- in abes ichen 1 -r ends vom Thron und bestieg diesen (1854) als 1. Geschichte. Abessinien wurde im Altertum Kaiser (Negus Negesti) Theodor II. Der neue auch Athiopien, obwohl es von dem Athiopien des Herrscher suchte mit Strenge und Grausamkeit Niltals streng zu scheiden ist, oder nach seiner Ordnung zu schaffen und seinem Land wenigstens Hauptstadt Aksum aksumitisches Reich genannt. Da äußerlich eine europäische Kultur zu geben. Sein zeitweilig auch Südwest-Arabien von den abessi= großer Gedanke war die Bekämpfung des moham- nischen Königen beherrscht wurde, nennen ein= medanischen Agyptens. Zu diesem Zweck trater mit heimische sagenhafte Quellen einen Sohn Salomos den Engländern in nähere Beziehungen, wurde und der Königin von Saba (Ebna Hakim oder aber, als er in diesen trotz ihrer Freundschafts- Menelik I.) als Gründer des Reichs und der beteuerungen keine Bundesgenossen fand, von gro- Dynastie. Seit dem 3. Jahrh. v. Chr. drang ßem Haß gegen alle Europäer erfüllt und legte neben der südarabischen auch griechische Kultur ein den englischen und den französischen Gesandten infolge der Gründung von Kolonien an der Küste sowie die europäischen Missionäre in Ketten. Eng- von Ädulis (Ruinen von Susa). Im 4. Jahrh. land wurde dadurch zum kriegerischen Einschreiten n. Chr. fand von Alexandria her das Christen- gezwungen und die Felsenfestung Magdala ge- tum Eingang, die Apostel des Landes sind nommen z Theodor, gegen den sich inzwischen Adesius und Frumentius, die als Sklaven an den das gesamte Land außer seinen Soldaten erhoben, königlichen Hof von Aksum verkauft wurden. Im endete durch Selbstmord (14. April 1868). Wie- 6. Jahrh. fiel das Reich dem Monophysitismus der traten anarchistische Zustände ein, bis es anheim. Der Islam schloß Abessinien dann bis 1872 dem Ras von Tigre gelang, sich als Jo- ins 12. Jahrh. von allen Beziehungen zu Europa hannes II. zum Kaiser aufzuschwingen; er ab, wurde für das Land selbst aber erst dann kämpfte vor allem siegreich gegen die vordringen- eine Gefahr, als Mohammed Achmed, genannt den Agypter (1875/76). Granj („Linkshand"), der Sultan (1525/43) des Schon 1870 hatte Italien eine Kohlenstation ostafrikanischen Küstenlandes Adal (Hauptstadt an der Assabbai erworben, im ägyptischen Auf- Harar), mit türkischer Hilfe gegen dasselbe stand (1882) nahm es unter dem Schutz der Eng- vordrang. Unterstützung fand Abessinien gegen länder trotz eines energischen Protestes von türki- diesen Attila Ostafrikas bei den Portugiesen, die scher und ägyptischer Seite von der ganzen Bai angelockt wurden von dem vermeintlichen, durch Besitz. Von hier aus wurde dann das italienische die jahrhundertelange Bedrückung der eingesessenen Gebiet südlich bis an das französische Obock, nörd- produktiven Bevölkerung seitens der eingewander= lich bis an das ägyptische Ras Kasar erweitert. ten semitischen Herren= und Kriegerkaste aber ver- 1 Dieser furchtbar heiße, unfruchtbare und wasser- nichteten Reichtum des sagenumsponnenen Reiches. lose Küstenstrich ist zwar an sich ein ungeeignetes Gleichzeitig mit den portugiesischen Musketieren Kolonialgebiet, bildet aber, besonders von Mas- kamen auch portugiesische Missionäre ins Land. saua aus, den Zugang zu Abessinien. Mit der Bermudez, der ehemalige Leibarzt des portugie-Besetzung dieser Hafenstadt (1885) nahm Kaiser sischen Gesandten, wurde katholischer Abung und 1 Johannes, in der richtigen Erkenntnis, daß sein später Patriarch von Alexandria, mußte aber in-Land dadurch von der Verbindung mit dem folge eines Zerwürfnisses mit dem König Clau= Roten Meer abgeschnitten wurde, eine feind- dius (1540/59) einem monophysitischen Abuna liche Haltung gegen Italien an. Sein Feldherr weichen. Den Jesuiten, besonders dem Pater Ras Alula brachte den Italienern bei Dogali Paez (seit 1604, 1 1623), gelang es, den König (26. Jan. 1887) eine Niederlage bei. Wei- Selten Seghued (1607/32) und einen Teil der tere Feindseligkeiten wurden durch englische Ver- Bevölkerung für das katholische Christentum wie= mittlung verhindert. Am 9. März 1889 fiel der zu gewinnen. Innere Unruhen, namentlich Kaiser Johannes bei Matamma im Kampf gegen nach der Thronbesteigung des Königs Fasiladas die Mahdisten. Sein Nachfolger wurde Mene- (Basilides, 1632/67), führten jedoch zu einer 1 lik II., der König von Schoa, der den Neffen des grausamen Verfolgung der katholischen Christen Johannes verdrängt hatte. Menelik (geb. 1844) und zur Vertreibung der Missionäre. Schwere war schon nach dem Tode Theodors als Prä- Erschütterungen erlitt das Reich dann durch die tendent aufgetreten, hatte den Kaiser Johannes räuberischen Einfälle der Gallavölker und deren auch erst nach dem Frieden mit Agypten (1879) Niederlassung im Süden des Landes (Ende des anerkannt; er hatte sein Reich Schoa durch Unter- 16. bis Anfang des 18. Jahrh.). Die zahl- werfung der südlichen und südwestlichen Nachbar- reichen Kämpfe und innere Wirren hatten die gebiete erheblich vergrößert und 1887 auch den königliche Oberherrschaft sehr geschwächt, so daß islamitischen Freistaat Harar, der 1875/85 in seit dem 18. Jahrh. die Statthalter (Ras) der ägyptischem Besitz gewesen, erobert. Als Kaiser einzelnen Provinzen fast selbständig wurden. An= schloß er, um Zeit für seine Rüstungen zu gewin- fang der 1850er Jahre gelang es dem Ras nen, zunächst mit den Italienern ein Bündnis, Kasa, die Provinzen Amhara, Tigre und Schoa auf Grund dessen diese Abessinien als italienisches