Unterstaatssekretär Zimmermann antwortete mir am 2. August 1916: „.. Die Reichsleitung ist durchaus von der Tatsache durchdrungen, daß Eng- land unser gefährlichster Feind ist. Die gegenteilige Annahme, namentlich der Marinekreise, beruht offenbar auf der Wahrnehmung, daß der Reichskanzler sich seit seinem Dienstantritt bis zum Kriegsausbruch hatte angelegen sein lassen, eine Verständigung mit England herbeizuführen. Durch diese Politik hat er sich in scharfen Gegensatz zu der Kaiserlichen Marine gebracht und sich deren tiefes Miss- trauen zugezogen. Zu der fraglichen Dolitik ist der Reichskanzler jedoch keines. wegs durch besondere Zuneigung oder Freundschaft für England, sondern aus ernsten Erwägungen veranlaßt worden. Sie hat leider nicht zu dem erwünschten Ziel und damit zur Vermeidung dieses entsetzlichen Krieges geführt. Seither gibt sich der Reichskanzler hinsichtlich Englands keinerlei Illusionen hin, ist vielmehr mit mir davon überzeugt, daß England unser erbittertster Gegner ist, daß er unsere übrigen Feinde zusammenhält und rücksichtslos gegen uns ausbeutet, und daß wir diesen Todfeind daher mit allen uns zu Gebote stehenden Waffen bekämpfen müssen. Nicht der Wunsch nach schonender Behandlung Englands, sondern allein die Aberzeugung, uns neue Feinde zuzuführen, hat ihn davon abgehalten, dem scharfen U. Bootkrieg zuzustimmen.“ Vierzehn Tage später schrieb er ergänzend: „.. Dafß die Reichsleitung sich andauernd bemüht, den Krieg baldmöglichst zu einem siegreichen Abschluß zu bringen, ist selbstverständlich. Sie wird dies ersehnte Ziel indes wohl nur dann erreichen können, wenn sie einen Separatfrieden mit Rußland zustande bringt. Leider sind die diesbezüglichen Bemühungen mili- tärischerseits nicht sonderlich gefördert worden. Meiner Meinung nach hat die Heeresleitung zu viel Interesse für Berdun gezeigt und darüber den Osten ver- nachlässigt. Hoffentlich wird diese Unterlassungssünde jetzt gutgemacht.“ Die Sommeschlacht war eigentlich im August 1916 für die Alliierten schon verloren, wenn man die erzielten Erfolge mit den Opfern und An- strengungen verglich. Die öffentliche Enttäuschung hätte erregte Formen angenommen, wenn nicht gleichzeitig die Brussilow-Offensive den Zu- sammenbruch der österreichisch-ungarischen Nordfront herbeigeführt hätte. So wurde die Ourchbruchsoffensive der Engländer in eine „Entlastungs- offensive“ umgedichtet und fortgesetzt. Da kam der Eintritt der Rumänen in den Krieg, t mit maßloser Siegeshoffnung von der Entente begrüßt, von uns aber durch die Ernennung Hindenburgs zum Chef des Generalstabs pariert. „Die dramatische Ersetzung des Generals v. Falkenhayn durch Marschall v. Hindenburg als Chef des deutschen Generalstabs hat vielleicht in unserem Lande ebensoviel Sensation erregt wie in Deutschland.“ 1 Die Kriegserklärung Deutschlands an Rumänien erfolgte am 28. August 1916. : „Times“ 31. August 1916. 24