gegründete Behörde war in der Umbildung begriffen. Paul Rohrbach stand seit längerer Zeit in gespannten Beziehungen zum Auswärtigen Amt. Der erste Anlaß war eine Meinungsverschiedenheit in der Armenierfrage. Zwar war er überzeugt, daß Deutschland im geheimen alles täte, um den türkischen Greueln Einhalt zu tun, aber er hielt — besonders seit der öffent- lichen Festlegung der Alliierten auf das russische Kriegsziel: Konstantinopel — die deutsche Position für stark genug, um ein kühneres Vorgehen, sogar einen öffentlichen Druck auf die Türkei zu rechtfertigen, der ja zunächst von angesehenen Privatleuten ausgehen könnte. Die russische Politik des Aus- wärtigen Amtes hatte dann den entscheidenden Konflikt heraufgeführt. Die Berichterstattung des Lektors Axel Schmidt war nicht als objektiv aner- kannt worden. Zunächst hatte ihn sein wiederholter Hinweis auf die nahende russische Revolution verdächtig gemacht; vor einigen Wochen war ihm der Auftrag erteilt worden, Material aus der russischen Presse herbei- zuschaffen, das für die Sicherheit der Dofition Hrotopopows spräche. Arxel Schmidt hatte dies abgelehnt mit der Begründung, Protopopow könme in Stockholm einen Frieden unterzeichnen, aber er würde von der mächtigen liberalen Kriegspartei weggefegt, wenn nicht in die Peter-Pauls--Festung abgeführt werden. Daraufhin wurde Schmidt der Abgang nahegelegt. Rohrbach erklärte sich mit seinem Lektor solidarisch und löste seine offiziellen Beziehungen zum Auswärtigen Amt. Mit Nohrbachs Ausscheiden verlor die Pressestelle ihre Selbständigkeit. Einzelne Lektoren wurden von der Nachrichtenabteilung des Auswärtigen Amts übernommen. Hahn war von Oberstleutnant v. Haeften angefordert. worden, der seit dem Sommer 1916 die Militärische Stelle des Aus- wärtigen Amts leitete. Zunäckst traten der Abersiedelung des eng- lischen Lektors Hindernisse entgegen. Nach der Erklärung des verschärften U. Bootkriegs hatte er einen scharfen Zusammenstoß mit dem Amt: in der #berzeugung, daß die Diplomaten den Kampf gegen die militäri- schen Gewalten zu früh aufgegeben hatten, faßte er seine Gründe erneut in einer Denkschrift zusammen, die mit den bitteren Worten schloß: „Oie englische Regierung hat die deutsche Entscheidung, wie sie ge- fallen ist, nicht nur gewünscht, sondern sie hat auch mit allen publi- zistischen und diplomatischen Mitteln darauf hingearbeitet. Die Entente- noten mochten uns wahnsinnig erscheinen, weil sie unsere Verbündeten nur fester an uns schmieden mußten, aber es lag Methode in diesem Wahnsinn; nämlich die Methode des agent provocateur.“ Diese Arbeit ging auch Oberstleutnant v. Haeften zu. Darüber war das Auswärtige Amt empört. Als Hahn das englische Referat in der Mili- 67