tärischen Stelle übernehmen sollte, wurde Protest eingelegt: es ginge nicht, daß ein Mann, der dem Amt so entgegengesetzte Ansichten vertrete, eine laufende Berichterstattung für die Oberste Heeresleitung besorgte. Haeften ließ sich das Recht nicht nehmen, der Obersten Heeresleitung auch unabhängige Informationen zu verschaffen, die er für wertvoll hielt. Und so hat Hahn vom Frühjahr 1917 bis zum Oktober 1918 ohne die geringste Beschränkung seiner Meinungsfreiheit seine Auffassung bei Oberst- leutnant v. Haeften vertreten dürfen. Ich hatte eine Reihe von Aussprachen mit verschiedenen Persönlich- keiten aus dem Rohrbachschen Kreise. Immer wurde mir die dringende Bitte entgegengebracht, ich möchte doch meinen Einfluß geltend machen, sei es in Propagandafragen oder in der Angelegenheit der belgischen Deportationen. Vor allem aber wurde mir nahegelegt: sollte sich durch ein Wunder die Konstellation vom Januar 1917 wieder neu bilden, dann möchte ich doch beim Kaiser Schritte tun, damit die gute Gelegenheit nicht noch einmal verpaßt würde. Die Herren schienen anzunehmen, daß die deut- schen Bundesfürsten und ihre Thronfolger dauernd zu Rate gezogen würden. Ich habe immer wieder darauf hingewiesen, wie wenig es mir läge, unerbetenen NRat zu geben. In der Gefangenenfrage hatte ich eine feste osition, die sich auf Erfahrung — und ich durfte sagen — auf Sach- kenntnis stützte. In der großen Politik fühlte ich mich noch als Laie. Aber die Herren drängten auf meinen Beistand mit immer neuen Grün- den. Es sei an der Zeit, daß die Fürsten handelnd eingriffen. Und schließ- lich wurde mir eine erschütternde Tatbestandaufnahme über die politische Passivität berufener Faktoren vorgetragen: Aus Anlaß einer Reise nach Kurland hatte Rohrbach im Sommer 1916 versucht, bis zum Feldmarschall vorzudringen, um ihn womöglich für den Gedanken zu gewinnen, einen neuen Vormarsch im Osten durch einen politischen Angriff auf die englische Heimatfront zu begleiten und zu erleichtern. Es gelang Rohrbach nicht, den Feldmarschall zu sprechen, wohl aber die Generale Ludendorff und Hoffmann. Bei Hoffmann war sofort Verständnis auch für die westliche Politik Rohr- bachs vorhanden.: General Ludendorff bestätigte, daß die von Rohrbach 1 Ich gebe die Ausführungen dem Inhalt nach wieder; für den genauen Wort- laut kann ich natürlich nicht einstehen, auch dort nicht, wo ich der übersichtlichkeit wegen Anführungszeichen gesetzt habe. * VUgl. Max Hoffmann (Der Krieg der versäumten Gelegenheiten, München 1923, S. 232): „Ich glaube, daß ein solcher Friede lnach dem Status quo antel im Jahre 1917 erreichbar gewesen wäre, falls wir klipp und klar auf Belgien ver- zichteten.“ 68