Deutschland hat so viel Eigenwillen und Temperament gleichzeitig be- herbergt: Generalstabsoffiziere, verwundete Hauptleute mit dem Pour le mérite mußten mit und neben, unter und über Landsturmmännern arbeiten, die etwa Kellermann, Bonsels, Gundolf, Börries v. Münchhausen, Eulenberg, Moeller vanden Bruck, Dr. Eugen Fischer? hießen. Auch Otto Braun sah ich dort. Er war während der Zeit, da seine Verwundung ihn zwang, der Front fern zu bleiben, in der nächsten Amgebung von Haeften beschäftigt, der ihm sein Vertrauen schenkte und ihm Gelegenheit gab, seinen ordnenden und gestaltenden Geist zu betätigen. Es bedurfte wahrer Führerkraft, diesen Stab zur Verträglichkeit und freudigen Gefolgschaft zu stimmen. Haeften zügelte alle und erfüllte sie mit einer großen Leidenschaft, der Sache zu dienen, ohne Hintergedanken an persönliche Geltung. Ich habe von Haeftens Mitarbeitern gehört, daß es nicht immer leicht war, Schritt mit seinem Tempo zu halten: „Er wurde nie ärgerlich, wohl aber zuweilen sehr zornig. Indiskretionen und kleinliche Eitelkeiten konnten ihn zur Raserei bringen. Man weiß von Stühlen, die an die Wand flogen. Es war keiner im ganzen Hause, der nicht für ihn durchs Feuer gegangen wäre.“ 1 Später Führer der konservativen Jugendbewegung, Verfasser von „Das dritte Reich“, „Geschichte des deutschen Menschen“. : Damals Leiter der literarischen Abteilung der M. A. A., jetziger Generalsekretär des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses. Prinz Max von Baden 6 81