so wird dies darum geschehen können, weil auf beiden Seiten die Völker der be- troffenen Länder sich klarmachen, daß er bereits allzulang gedauert hat.“ Zum Schluß forderte Lord Lansdowne die englische Regierung auf, die deutsche Friedenspartei dadurch zu ermutigen, daß man ihr folgendes zu verstehen gäbe: England will nicht: 1. Die Vernichtung Deutschlands als Großmacht. 2. Dem deutschen Volk eine andere Regierungsform aufzwängen als diejenige, die es sich selbst wählt. 3Z. Deutschland seinen Platz unter den Handelsmächten nehmen. 4. England ist bereit, über die Frage der Freiheit der Meere zu dis- kutieren. 5. England will eine internationale Abereinkunft über die friedliche ARegelung internationaler Streitigkeiten. Die Bedeutung des Briefes lag in der Dersönlichkeit des Mannes. Hier sprach kein Ideologe, sondern ein erprobter konservativer Staatsmann, der selbst ein Hauptexponent des englischen Imperialismus gewesen war: 1895 bis 1900 Kriegsminister, 1900 bis 1905 Staatssekretär des Aus- wärtigen, der die Politik der „splendid isolation“ verließ, vorher Ge- neralgouverneur von Kanada, Vizekönig von Indien, bis zum März 1917 Führer der Konservativen im Oberhaus, vor allem aber Mitunterzeichner des Briefs vom 2. August 1914,1 der das englische Kabinett in seinem da- mals wankenden Entschluß bekräftigte, sofort in den Krieg an Frankreichs Seite einzugreifen. Es wäre ein Irrtum gewesen, hätte man aus der Annahme des Prinzips „Freiheit der Meere“ folgern wollen, daß Lansdowne zu den liberalen Idealisten abgeschwenkt wäre, die von jeher den Verzicht Englands auf den rücksichtslosen Gebrauch seiner Seemacht gefordert hatten. Seit der Entwicklung der U. Boot-Waffe war die Parole: Einschränkung des See- beuterechts zugunsten der Nichtkombattanten, nicht mehr allein die große historische Forderung Amerikas und des europäischen Kontinents gegen die Briten, sondern geradeso eine Forderung der Inselmacht gegen den Kontinent. Nach Archibald Hurds Ausruf: „Wir sind durch das U. Boot entinselt worden,“ hatte ich eigentlich immer darauf gewartet, daß der wach- 1 Dieser von den Führern der konservativen Opposition (Bonar Law und Lord Lansdowne) unterzeichnete Brief an das Kabinett befürwortete ein bedingungs- loses Eintreten für Frankreich und Rußland unabhängig von der belgischen Frage. 156