baren die Bergpredigt entgegenzuhalten und mit dieser Lehre der Liebe auch die Pflicht des Starken, die Rechte der Menschheit zu wahren, in ein deut- liches Licht zu stellen, da über beide Dinge eine beklagenswerte Unsicherheit und ein trauriger Wirrwarr der GBegriffe entstanden ist. Denn einerseits verfälschen unsere Feinde diese heiligsten Gesichtspunkte durch ihre Lügen, Verleumdungen, und andererseits reagieren wir, unter den Peitschenhieben dieser niederträchtigen Machenschaften, auf eine zum Teil geradezu sinnlose Weise auf diese feind- lichen Anzapfungen. Entspringt mein Eintreten für Christentum und Mensch- heitsgewissen meinen innersten #berzeugungen, so kommt doch auch ein prak- tisches Moment hinzu, da in der Betonung dieser Anschauungen, die nach meiner Ansicht dem deutschen Geist und seinem Wesen tiefer innen liegen als dem der Engländer und Franzosen, ein Angriff auf die feindliche Suggestion von Dazi- fismus und Humanität zu finden ist, den man, wenn man will, eine moralische Offensive nennen kann. Ich leugne nicht, daß mir dieser Gedanke unsympathisch ist, da ich von je der Anschauung war, daß Christentum und Menschenliebe für sich allein auftreten sollten, und der Gewinn, der in ihnen liegt, nicht in ein be- sonderes Licht gestellt werden dürfte. Aber dieser Gewinn wohnt ihnen nun ein- mal inne, und wenn er dem Frieden dient, so dient er einer guten Sache. Anfang und Ende waren also mit der Offensivegegen die Lüge und Sug- gestion und mit der sogenannten moralischen Offensive gegeben. Wollte ich aber die demokratische Harole der Westmächte verhöhnen, so mußte ich mich mit unseren inneren Erscheinungen abfinden. Da ich den westlichen Parlamentarismus für Deutschland und Baden ablehne, so mußte ich dem badischen resp. deutschen Volke sagen, daß ich seine Nöte verstehe, daß aber die Institutionen keine Heilmittel seien. So gewinne ich eine Plattform, bei der ich die Wege, die ich gehen will, selbst in der Hand behalte, und die Badener lassen sich gerne führen, wenn sie fühlen, daß man für ihre Sorgen und Nöte Verständnis hat. In der Friedensfrage stellte ich mich auf denselben Standpunkt. Ich wollte nur den Geist andeuten, in dem wir an diese Frage herantreten sollten im Gegensatz zu den Machthabern des Westens. Das „Wie ist mir hier deshalb von größtem Wert, weil das „Was“ so schwer zu bestimmen ist. Denn auch ich wünsche natürlich eine möglichste Ausnutzung unserer Erfolge, und im Gegensatz zu der sogenannten Friedensresolution, die ein scheußliches Kind der Angst und der Berliner Hundstage war, wünsche ich möglichst große Vergütungen inirgendwelcher Form, damit wir nach dem Kriege nicht zu arm werden. Meine Ansicht deckt sich hier wohl nicht ganz mit der Deinen, denn ich bin heute noch nicht dafür, daß mehr über Belgien gesagt werde, als schon gesagt ist. Die Feinde wissen genug, und Belgien ist einem so schlauen und weltklugen Gegner gegenüber, wie es England ist, das einzige Objekt der Kompensationen, das wir besitzen. Etwas anderes wäre es, wenn die Vorbedingungen eines dauernden Friedens schon gegeben wären. Aber gerade hier haben Lloyd George und Clemenceau die Brücken abge- brochen. Damit hast Du also die authentische Interpretation meiner QRede, die in hundert- tausend Exemplaren als Flugblatt zur Volksaufklärung vom Ministerium ver- breitet worden ist, wovon ich Dir sechs Exemplare einlege. Ich danke Dir noch- mals für alles Freundliche, das Dein Artikel und Deine Briefe für mich ent- halten. Ich habe all dem gegenüber das Gefühl d'avoir fait de la poésie sans 184