Die Stimmung in eingeweihten Kreisen war anders. Mir wurde am 19. März aus Berlin geschrieben: „Die Hertlingsche Rede wird als allgemeines débäcle angesehen — die Tür nicht nur zugeschlagen, sondern verrammelt. Herr A. ist tief deprimiert, da in letzter Unterredung Gegenteiliges in Aussicht schien. Reventlow ist zufrieden — er will heute in Holland einmarschieren. Die Alldeutschen können nur durch ein ethisches Machtprogramm lahmgelegt werden Mir klingen Bethmanns Wort ein den Ohren: JIch habe nicht das Gefühl, daß die Herren die Situation durchdacht haben.“ Ich lege den schönen Brief Lansdownes ein, den wir so elend im Stich gelassen. haben. Ich kann nur sagen: Wir find undankbar gegen die großen Gelegenheiten — die schlimmste Form der Undankbarkeit.,Fleht die Götter an, die Not zu wenden, die Über solchen Undank kommen muß!“ Man konnte schwanken, ob es noch einen Sinn hatte, den „Ethischen Im- perialismus“ den obersten Stellen zuzuleiten. Ich gab der folgenden Er- wägung meiner Freunde nach: „Mag sein, daß die Warnung ungehört an der heutigen Stimmung und den heutigen Entschlüssen abprallen wird — die ungehörte Warnung lerweist sie sich als begründet) bringt dann automatisch die Gesinnung zur Macht, die gewarnt hat. Und zwar . im ersten Intervall, da es sich um Revision der Entschlüsse handeln wird.“ Am 20. oder 21. März wurde der „Ethische Imperialismus“ in der Reichskanzlei abgegeben. Ich sandte gleichzeitig die Arbeit an das Kaiser- liche Hauptquartier. Herr v. Grünau glaubte sie in diesem eben sehr erregt werdenden Augenblick nicht mehr Seiner Majestät aushändigen zu sollen. Ich verstand seine Bedenken. 248