darüber entscheidet nicht die Kriegskarte, sondern die militärische Kraft, die hinter unseren Forderungen steht. Will die Welt unsere Kraft abschätzen, so fragt sie nicht: Was habt ihr geleistet, sondern: Was könnt ihr noch leisten. 5. Sollten wir uns am Verhandlungstisch genötigt sehen, Nein zu sagen und dann noch einmal zu schlagen, so hätten unsere Unterhändler einen Rückhalt im Lande, den sie früher nicht hatten und später auch nicht haben werden. Die Friedenssehnsucht in unserem Volke ist allerdings sehr groß, aber sie nimmt keine hysterischen, ungeduldigen Formen an. Hinter uns liegen Monate mit geringen Verlustlisten; die Aussichten auf Brotzufuhr wirken beruhigend; man ist sich nicht nur an der Front, sondern auch in der Heimat der gewaltigen militärischen Trümpfe bewußt, die wir noch in der Hand haben. So würde es nicht verstanden werden, sollte uns ein Friede zugemutet werden, der unsere militärischen Erfolge außer acht ließe. Den grotesken Forderungen der Feinde würden auch die sozialdemokratischen Massen die Stimmung des kampfbereiten Jornes entgegensetzen. Ferner: die Vaterlandspartei würde heute unseren Unterhändlern gute Dienste leisten. Sie ist überzeugt davon, daß Deutschland eine Lage schaffen kann, in der es den Frieden zu diktieren vermag; sie würde die Anterhändler fort- während drängen, mehr zu fordern, und ihnen so die wirksame Waffe liefern, das Argument: Seht, wie schwer wir es vor unserem Volke haben, an unseren maßvollen Bedingungen festzuhalten. Ansere Anterhändler müßten die Vaterlandspartei erfinden, wenn sie nicht existierte. Nichts wäre verderblicher, als wollten ihre Vertreter an- fangen, maßvoll in ihren Kriegszielen zu werden. Heute liegen Anzeichen vor, daß die Vaterlandspartei ihren Höhepunkt überschritten hat. Die Nationalliberalen sind druckempfindlich gegen enttäuschte Stimmungen im Volk. Schon einmal hat nicht viel daran gefehlt, daß die National- liberalen für die Reichstagsresolution stimmten. 6. Wie steht es mit der Heimatfront im Rücken der feindlichen AUnter- händler, wenn heute Verhandlungen zustande kämen? Die Antwort lautet: Anter der Voraussetzung, daß wir bestimmte entehrende Bedingungen stellen, sind unsere Feinde noch einmal in der Lage, abzubrechen und den Krieg weiterzuführen. Aber nehmen wir einmal an, unsere Unterhändler forderten einen Machtzuwachs Deutschlands, der sich mit der Ehre und Sicherheit der feindlichen Völker vereinen ließe, so ist es undenkbar, daß die Feinde die Verhandlungen scheitern lassen und ihren Völkern die deutsche Offensive noch zumuten könnten. Nur so allein läßt sich ihre Angst vor dem Verhandlungstisch erklären, die aus Balfours letzter Rede so besonders stark hervortrat. 7. Der WVierbund hält noch (wie lange noch?). 230