„Wir würden uns Mösle als Unterstaatssekretär anrechnen lassen.“ „Reichskolonialamt Solf, aber anrechnen lassen.“ Bewegung kam in die Beratungen und Berechmungen durch die Be- richte, die Ebert, Fischbeck und Gröber über ihren Besuch beim Chef des Zivilkabinetts erstatteten: Berg hatte erneut zu einem Koalitions- ministerium geraten. „Sie sind nicht allein auf der Welt.“ Nach einem vergeblichen Vorstoß für Bülow, der allerdings bei dem Kaiser kein Ver- trauen hatte, war von Herrn v. Berg Prinz Max von Baden vorge- schlagen worden. Die vom Zivilkabinett präsentierte Kandidatur brachte den Interfraktionellen Ausschuß in Abwehrstellung, nur die Fortschrittler traten für mich ein. Ich war seit einigen Tagen bei meiner Schwester, der Herzogin von An- halt, in Dessau zu Besuch. Am Vormittag des 1. Oktober wurde ich im Auftrag des Herrn v. Berg angerufen, ich sollte sofort nach Berlin kommen. Das Drogramm, das ich vertreten wollte, wurde skizziert. Ich setze die Kernsätze her: „Kein Friedensangebot — wohl aber deutlichste Prokla- mierung der Kriegsziele, die große Zugeständnisse an die Feinde enthalten können, dagegen Betonung der absoluten Entschlossenheit, bis zum Tode zu kämpfen, wenn entehrende Bedingungen gestellt werden.“ 1 1 Andere wesentliche Stellen der Niederschrift lauteten: „Es handelt sich darum, die ganze Lösung der Krisis unter dem einen Gesichts- punkt vorzunehmen: Den Weg zum Frieden frei zu machen. Innere Gründe fordern einen neuen Geist, einen Wechsel des Systems, einen Wechsel der Menschen. Diese inneren Gründe aber treten zurück hinter der einen Aufgabe: Durch die Lösung dieser Krifis den feindlichen Kriegswillen zu schwächen und den feindlichen Friedensparteien die Plattform zu geben, auf die sie warten.. Folgendes sind die Mächte, die heute trotz des Siegesrausches der Entente zum Frieden drängen: 1. Das Zurückschrecken vor dem fünften Kriegswinter („Der Kriegswille hält nicht durch einen fünften Winter voll Blut und Schlamm.“ „Common Sense“ vom 14. September); 2. Angst in England vor dem Ersatz der englischen Tonnage durch die amerika- nische; 3. Angst vor dem Abergewicht Amerikas innerhalb der angelsächsischen Welt; 4. Angst vor dem amerikanischen Siege im nächsten Jahre und vor der salomo- nischen Richterrolle Wilsons; 5. Angst vor der industriellen Unruhe Es bedarf folgender Methoden, um an den Verhandlungstisch zu kommen: Einmal der Niederringung der moralischen Widerstände, die gegen uns stehen. Unter diesem Gesichtspunkt haben die Personen ausgewählt zu werden. Es gibt heute für uns keine andere Plattform als den Frieden des Rechts. Oiese 331