Der Präsident glaubt auch zu der Frage berechtigt zu sein, ob der Kanzler nur für diejenigen Gewalten des Reiches spricht, die bisher den Krieg geführt haben. Er hält die Antwort auf diese Frage von jedem Standpunkt aus für außer- ordentlich wichtig. Empfangen Sie, mein Herr, die erneute Versicherung meiner Hochschätung. Mobert Lansing.“ Die Note schien den Optimisten recht zu geben. Gewiß, das gefürchtete Räumungsverlangen war gestellt, und die 14 Punkte sollten wir als Be- dingungen annehmen, nicht bloß als Grundlage der Verhandlungen; mit der Frage: In wessen Namen spricht die deutsche Regierung? mischte sich Wilson in unsere inneren Angelegenheiten. Aber der vorherrschende Eindruck war damals trotz alledem: die Note klingt anders als das Wut- geheul der verbündeten Hetzpressen. Wilson sagt nicht nein, er will die Ver- mittlung in die Hand nehmen. Staatssekretär Solf ging so weit, zu erklären: Wäre die Kanzlerrede vom 5. Oktober nach dem ersten Entwurf gehalten worden, so hätte die Antwort nicht so entgegenkommend gelautet.7 Wir konnten Wilson auf dreifache Weise begegnen: 1. dem Näumungsverlangen zustimmen, aber die bedingungslose An- nahme der 14 Punkte ablehnen und jetzt unsere Interpretation vor- bringen; 2. nur das Räumungsverlangen ablehnen; 3. beiden Forderungen zustimmen und auf seine Fragen eine kurze ver- fassungsrechtliche Belehrung erteilen. Der erste Weg war jetzt nicht gangbar: Ansere Vorbehalte hätten am 5. Oktober präzisiert werden müssen. Ihre nachträgliche Anmeldung konnte dem Dräsidenten Veranlassung geben, die bona fldes des deutschen An- 1 Staatssekretär Solf sagte am 12. Oktober im Bundesratsausschuß: Er be- urteile Wilson als ehrlichen Mann, der den Ruhm des Friedenmachens noch nicht aufgegeben habe, deshalb habe man die erste Note auch an Wilson gerichtet. Er, Solf, sei zuerst auch der Meinung gewesen, daß man die Note nicht nur an Wilson richten solle; nach dem Erfolg, den der Schritt gehabt habe, müsse er zugeben, daß die Ratgeber, die sich für die Note an Wilson ausgesprochen haben, recht behalten haben. Was den DPunkt 8 anbelange, so sei seines Erachtens Zweck dieses VBerlangens nur, daß die elsaß-lothringische Frage vor ein neues Forum der Geschichte gerufen werde. An die Absicht der Wegnahme und #berantwortung an Frankreich glaube er, Solf, nicht, das wäre ja ein Gewaltfrieden, den Wilson auch nicht von seinen Verbündeten geschaffen haben wolle. — Was für Elsaß- Lothringen gälte, gälte auch für Holen. Eine Preisgabe ohne weiteres sei in der „En-bloc“. Annahme der 14 Punkte nicht zu erblicken. (Nach dem Bericht des braunschweigischen Gesandten Boden.) 388