schon von Anfang des Krieges an bei mir feststand. Aber meine Auf- fassung hat sich während des Krieges in gerader Linie fortentwickelt, und ich spreche hier nur aus, daß das, wofür ich heute überzeugt eintrete, ein logischer Schritt in dieser Entwicklung ist. „Gegen eine kritiklose Übernahme westlicher Institutionen bin ich auch heute noch. Ich glaube, daß sich die deutsche Evolution nach unseren eigenen inneren Gesetzen vollziehen muß. Daß die Entwicklung in diesen Tagen sich auf dem Gebiete des Verfassungslebens und der Verwal— tung mit unwiderruflichen Schritten vollzogen hat und vollzieht, wissen Sie. Ich werde nicht darauf eingehen. „Meine Herren, ich glaube, daß die Grundlinien meiner politischen Auffassung selbst in dem Briefe an den Prinzen Hohenlohe nicht völlig verwischt sind, wenn auch alles verschoben und verzerrt ist durch den flüchtigen Stil eines ärgerlichen PDrivatbriefes. Dieses Schreiben ist eine Antwort auf einen Brief des Drinzen Hohenlohe, darin ich ebenso wie in Zeitungsartikeln, die seinen Namen tragen, als unbedingter Eides- helfer angesprochen wurde. Mir lag daran, hier einen deutlichen Tren- mungsstrich zu machen und zu diesem Zwecke in der belgischen Frage den damaligen offiziösen Standpunkt zum Ausdruck zu bringen. Ich hatte und habe auch heute noch die größte Hochachtung vor der Wärme und Ehrlichkeit des Friedenswillens des Prinzen Hohenlohe ebenso wie vor seinem Patriotismus. Die Entente tut dem Prinzen Anrecht, wenn sie ihn als einen deutschen Agenten bezeichnet, ebenso wird ihm von Deutsch- land Unrecht getan, wenn er als ein Feind unserer Sache hingestellt wird. „Oas Ziel war es nicht, was uns trennte, wohl aber die Methode. Ich bin leider überzeugt davon, daß seine häufigen und öffentlichen An- näherungsversuche an den Feind weder Deutschland noch dem Frieden gedient haben. Ich wollte mich durchaus vor einer Identifizierung mit diesen Methoden bei Freund und Feind schützen; die Abstempelung als Anhänger des Prinzen Hohenlohe hätte mein öffentliches und vertrau- liches Eintreten für die Friedenspolitik gestört, die ich für richtig hielt. „DTroß alledem enthielt dieser Brief Ausdrücke, die schon meine da- malige Uberzeugung nicht zutreffend wiedergaben, die ich aber heute als unrichtig und irreführend selber am stärksten empfinde. Wenn diese Ab- weichung zwischen schnell hingeworfenen Außerungen in einem Briefe an einen Verwandten und meinem öffentlich und privatim vorgetragenen politischen Drogramm dazu geführt hat, daß Sie mir mißtrauen, so bitte ich Sie, mir dieses rückhaltlos mitzuteilen, damit ich die Kon- sequenzen daraus ziehen kann. Ich kann die Verantwortung nur tragen, wenn ich Ihr Vertrauen habe, auf dem mein Wirken nicht nur moralisch, 402