General Ludendorff: Es wurden schon früher eine Reihe von Fragen an mich gestellt, die präzise zu beantworten ganz ausgeschlossen ist. Der Krieg ist kein Rechenexempel. Es gibt im Krieg eine Menge Wahrschein- lichkeiten und Unwahrscheinlichkeiten. Was schließlich eintrifft, weiß kein Mensch. Als wir im August 1914 nach Ostpreußen kamen und mit Hilfe meines treuen Mitarbeiters Hoffmann die Befehle zur Schlacht von Tannenberg ausgegeben wurden, da wußte man auch nicht, wie es gehen würde, ob Rennenkampf marschieren würde oder nicht. Er ist nicht mar- schiert, und die Schlacht wurde gewonnen. Es gehört zum Krieg Soldaten- glück; vielleicht bekommt Deutschland doch auch wieder einmal Soldaten- glück. Ich kann Ihnen nur meine Dberzeugung sagen. Die Verantwortung dafür, was ich sage, trage ich und habe sie getragen vier lange, schwere Jahre. Wenn man mich fragt, ob die Ostdivisionen einen Amschwung herbei- führen werden, so frage ich dagegen, was können wir aus dem Osten weg- fübren. Ich habe darüber mit Hoffmann gesprochen. Wir haben jetzt drei Dioisionen locker gemacht durch Räumung Weißrußlands; aber das geht nur langsam. Wir haben in dem Gebiet noch große Haferbestände. Hafer wird uns im nächsten Jahr besonders fehlen; das ist zu bedenken. Also drei Divisionen kommen. Einen Umschwung kann man mit drei Divisionen nicht herbeiführen; aber der Soldat muß alles zusammenziehen, was er kriegen kann. Früher konnten wir das nicht, weil wir die weitere Grenze gegen die Bolschewiken schützen mußten, bis wir das Geld bekamen. Wieviel haben wir denn jetzt im Osten? Oberst Heye: Noch 24 Divisionen. Ober-Ost hat davon noch 7. General Hoffmann: 7 hat Ober-Ost, 5 stehen in der Akraine, 12 in Rumänien. General Ludendorff: Dazu kommt die Frage, können wir die Ukraine aufgeben oder nicht? Die Oberste Heeresleitung ist im Einverständnis mit der Reichsleitung in die AUkraine einmarschiert, weil wir das Land für die Ergänzung unserer Wirtschaft brauchten, und weil wir die Ostfront der Feinde sprengen mußten. Können wir auf die Akraine-Wirtschaft verzichten, und können wir die Gefahr auf uns nehmen, daß die Akraine bolschewistisch wird, so können wir auch die Divisionen herausholen. Wirtschaftlich glaube ich, daß wir die Akraine unbedingt brauchen, auch militärisch. Wir könnten den Krieg im Westen nicht ohne die Dferde in der Mraine führen; ob unsere Landwirtschaft noch so viel liefern kann, weiß ich nicht. Ich müßte dann um eine andere Direktive für die Behandlung der Ostfragen bitten, als sie mir im März gegeben worden ist. 40