Der Reichskanzler: Durch die bisherige Aussprache sind die Fragen 1—8, die wir zu stellen hatten, erledigt. Ich komme nun zur neunten Frage: Wird durch eine Entblößung der Ostgebiete die Olzufuhr für Heer und Heimat so in Frage gestellt, daß wir zum vorzeitigen Friedensschluß oder zur Einstellung des U. Bootkriegs gezwungen werden? General Ludendorff: Das wird der Herr Kriegsminister beant. worten. Kriegsminister Scheüch: Dieser Punkt ist allerdings von größter Be- deutung. Wenn Rumänien uns nicht mehr zur Verfügung steht, können wir den Krieg noch anderthalb Monate weiterführen. Wir haben früher mit zwei Monaten gerechnet; das hat sich aber nicht bewahrheitet, da die Transportmittel geringer geworden sind und der Verbrauch sich erhöht hat. Wie lange der U. Bootkrieg beim Wegfallen der Olzufuhr Rumäniens weiter geführt werden kann, weiß die Heeresverwaltung nicht, weil wir den Verbrauch der Marine nicht kennen. Die Ziffern der Marinebehörden über den Verbrauch durch Automobile sind uns gestern zugekommen und noch nicht verarbeitet. Es ist unbedingt nötig, daß die Olbewirtschaftung bei Heer und Marine gemeinsam erfolgt. Wir müssen gemeinsam erwägen nicht nur, wie teilen wir? sondern auch, wie strecken wir? Das ist jetzt unklar. Ich bitte mög- lichst bald, wenn irgend tunlich heute nachmittag in Verhandlungen hierüber einzutreten. Vielleicht wird auch die Oberste Heeresleitung und der Admiralstab beizuziehen sein. Wir gehen auch in bezug auf die Heimatwirtschaft ganz bedenklichen Verhältnissen entgegen. Wir sind nur noch für wenige Monate eingedeckt. Gestern ist im Reichswirtschaftsamt über die Frage verhandelt worden, wie können wir die Leuchtölmittel für die Heimat kürzen? Jede Kürzung wird natürlich sehr bedenklich sein, denn es gibt kaum noch Ersatz. In vielen Betrieben wird also die Beleuchtung einfach aufhören. Aber auch hierüber kann ich nur ein klares Bild geben nach Einblick in die Verbrauchsziffern, Bestände, Deckungsmöglichkeiten und Strek- kungsmöglichkeiten der Marine. · Admiral Scheer: Bisher hat die Marine ihre Bestände selbst ver- waltet. Erfolg: Wir können den U. Bootkrieg noch acht Monate durch- führen, auch ohne rumänische Bestände. „ Aber ich stehe nicht an, einzuräumen, daß die Vorräte so verwaltet werden müssen, daß das Heer nicht eher zu Ende ist als die Marine. Wir müssen beide zusammen den Krieg zu einem glücklichen Ende bringen. Ich bin ganz bereit, mitzuarbeiten, daß der eine Teil nicht der beatus possidens ist, wenn es beim anderen schon zu Ende geht. 432