Jede Festigung der deutschen Front und der deutschen diplomatischen Haltung stärkt die Stellung Wilsons, jedes Zeichen militärischer und politischer Schwäche stärkt Foch. Wilson erstrebt nur Nachgeben in zwei Punkten: 1. U. Bootkrieg. Keine Passagierdampfer mehr versenken. 1 2. Demokratisierung Deutschlands. (Keine Absetzung des Kaisers, nur kon- stitutionelle Monarchie, Stellung der Krone wie in England.) Eine militärische Demütigung Deutschlands erstrebt Wilson nicht. Foch da- gegen will mit allen Mitteln volle militärische Kapitulation und Demütigung (Befriedigung französischen Rachegefühls) erreichen. Wer von beiden die Oberhand gewinnt, hängt einzig und allein von der Hal- tung Deutschlands ab. Steht die Front und halten wir uns diplomatisch würdig, so siegt Wilson. Ein Nachgeben gegenüber Fochschen Forderungen bedeutet die Vernichtung Deutschlands und das Scheitern jeder Friedensaussicht. Englands Stellung ist mehr vermittelnd. Die Hauptschwierigkeit für die Frie- densaktion liegt bei Frankreich. Scheitern die Verhandlungen durch Schuld der französischen Imperialisten, so wird dies voraussichtlich zum Zusammenschluß französischer Sozialisten, eng- lischer Liberaler und Arbeiterpartei mit Wilson führen. Erreichung des Verständigungsfriedens ist Wilson sehr erschwert durch das zeitliche Zusammenfallen der Demokratisierung und des Friedensschrittes. Dies wird als Schwäche ausgelegt und hat Fochs Stellung gestärkt. Freunde eines Rechtsfriedens raten uns jetzt, in alles mehr „Stop“ zu bringen, namentlich in unser Friedens- und Waffenstillstandsbedürfnis, und alles zu tun, damit die Front noch hält und die weitere Demokratisierung in ruhige, glaubwürdige Bahnen ge- langt.“ Diese politische Aufklärung wurde den Armee-Oberkommandos mit fol- gendem Gegleitschreiben übersandt: Chef des Generalstabes des Feldheeres. Großes Hauptquartier, den 18. Oktober 1918. Durch Offizier. Umstehend bringe ich eine mir auf vertraulichem Wege zugegangene Beur- teilung der politischen Lage zur Kenntnis, die ich für zutreffend halte.“ Sie betont erneut die Bedeutung des Haltens unserer derzeitigen Stellungen für den Ausgang der im Gang befindlichen Verhandlungen. Es ist Sache der Armeen, ihre Fronten zu halten. Unsere Einheitsfront im Innern kann jetzt als gesichert angesehen werden. Die Auslassungen der Presse aller Parteien, mit Ausnahme der unabhängigen Sozialdemokraten und Dolen, beweisen es.“ Das Kriegsministerium hat die Zuführung weiteren Ersatzes unter Heranziehung aller irgend entbehrlichen Kräfte der Heimat zugesagt. 1 Anmerkung des Referenten (für Amerika) im Auswärtigen Amt v. Haniel bierzu (22. Oktober): Darin spricht sich Hindenburg implizite für Einschränkung des U-Bootkrieges aus. :„ Von mir gesperrt. 454