fühl starker Verantwortung verbunden, gelingen wird, dem neuen Deutschland den Weg zu einer hellen und glücklichen Zukunft zu bahnen. Daran wollen wir alle unsere Kraft setzen, bereit, den Weg des Friedens zu gehen, bereit aber auch zu kämpfen bis auf den letzten Hauch und den letzten Hieb, wenn unsere Feinde es nicht anders wollen.“ Als in der Kabinettssitzung des Nachmittags die Ansprache erörtert wurde, meinte Haußmann: „Were nur diese Rede vor drei Monaten ge- halten worden!“ Man überlegte, ob eine Veröffentlichung ratsam sei. Die Meinungen waren geteilt. Ich war nicht dafür; wußte ich doch, wie bitter weh dem Kaiser die Schmälerung seiner Kronrechte tat, die ihm die Not des Landes abgetrotzt hatte. Und nun sollte er sich in der Offentlichkeit zu dem neuen System und der Zusammenarbeit mit den neuen Männern bekennen. Das war gegen die Würde — aber schließlich war es seine Sache, ob er sich über diese Bedenken hinwegsetzen wollte; ich hätte dem Kaiser von Herzen die Freude an der guten Dresse gegönnt, die seine Rede sicher finden würde. Ausschlaggebend war für mich der Vernunftgrund: je weniger vom Kaiser gesprochen wird, um so besser. Jetzt wollte ich keine Erörterung seiner Kundgebungen herbeiführen. Allen Warnungen aus dem Auslande zum Troh, hielt ich es noch immer für möglich, Wilson werde die Ab- dankungsfrage nicht in unser Volk werfen. An dieser Hoffnung hielg ich fest, wohl aus dem dunklen Gefühl heraus: fordert Wilson die Thronentsagung, dann bricht das Kabinett, ja, dann bricht die Nation auseinander. Und ich glaubte, je mehr sich der Kaiser in der Offentlichkeit effaciert, desto weniger geben wir den Feinden Anlaß, sich mit seiner Person zu beschäftigen. Ich wurde auch nicht irre durch das folgende Telegramm Seiner Maojestät: „Neues alais, 21. Oktober 1918. An Reichskanzler Berlin. Da Ich höre, daß der Wunsch der empfangenen Herren dahin geht, er sder Text der Ansprache] möge veröffentlicht werden, so kann Ich das nur befür- worten. Es ist für Dich und sie eine gute Einführung für morgen und für unser Volk ein Fingerzeig, daß Ich an der Spitze der neuen ARegierung stehe, was vielem Geschwätz und Intrigieren auch gegen Mich persönlich sofort die Spitze abbrechen würde und Böswillige oder Laue an uns heranziehen wird. Wilhelm I. R.“ Zum 22. Oktober war der Reichstag einberufen. Ich beabsichtigte, auf die versöhnende Kraft eines Rechtsfriedens hinzuweisen, zugleich aber Friedenshoffnungen herabzustimmen und auf die nationale Verteidigung vorzubereiten. 474