wahlen gebrochen ist. Besondere Beachtung verdient der Wahlsieg des Commanders Kenworthy, den er mit einer pazifistischen Plattform im Wahlkreis East Hull errang, der 30 Jahre konservativ war. Lloyd Georges Bruch mit Northeliffe ist eine Konzession an diese Wahlresultate. Er sucht Fühlung nach links und will im gegenwärtigen Augenblick jede Ersatzwahl binausschieben. 2. Die liberale Opposition, welcher auf Grund dieser Nachwahlen eine Bedeutung zukommt, die weit über ihre zahlenmäßige Vertretung hinaus- gehrt, ist aus ihrer Zurückhaltung in auswärtiger Polikik herausgetreten und hat eine prinzipiell verurteilende Stellung gegen den Versailler Frie- densvertrag eingenommen. Bisher hat sie es abgelehnt, die entscheiden- den Konsequenzen daraus zu ziehen. Getreu der abwartenden Politik von Asquith, begnügt sie sich mit einer scharfen Kritik einzelner Bestimmungen, mit der Mahnung an die Regierung, den Vertrag zu revidieren, und mit einer Mahnung an Deutschland, im Vertrauen auf eine spätere Revision des Vertrages durch den Völkerbund, ihn zu zeichnen. 3. Eine beachtliche Gruppe von unabhängigen Liberalen, die immer für eine energische Fortseczung des Krieges eingetreten sind, erhebt heute schärfsten Einspruch gegen den Vertrag. Anter anderen Gilbert Murray, der viel- leicht der beste Hropagandist Englands während des Krieges gewesen ist und wie wenig andere dazu beigetragen hat, die immer wieder auftauchen- den Zweifel an der Reinheit der englischen Sache im englischen Volke zu zerstreuen. Zu nennen ist ferner „New Statesman“, der während des Krieges eine Haltung von großer Bosheit und Angerechtigkeit gegen Deutschland eingenommen hat. Heute wendet er sich an Deutschland mit der Aufforderung, die Abänderungen des Vertrages durchzusetzen, auf die die Demokratien der alliierten Länder hofften. 4. Finanzielle Sachverständige der verschiedenen Parteirichtungen er- klären in England die an uns gestellten Forderungen für undurchführbar. 5. Die Arbeiterschaft: Die erklärten Hazifisten um Ramsay MeDonald und Snowden erhoffen natürlich unsere Nichtunterzeichnung. Ihre Stellung ist nicht überraschend. Die Nationalexekutive der Arbeiterpartei, die zum großen Teil aus kriegstreuen Elementen besteht (Henderson usw.), hat jede Verantwortung für den Friedensvertrag abgelehnt. Aber auch sie bat sich bis heute nicht dafür entschieden, aus dem Versailler Vertrag ein Sprungbrett zu einem Generalangriff auf die Regierung zu machen. Ins Gewicht fällt die Haltung Smillies, des Präsidenten des Kohlenarbeiter= verbandes. Er hat mit seiner Rede in der Albert Hall gegen die „Blockade als Zwangsmittel zur Durchsetzung unerträglicher Friedensbedingungen“ einen großen Eindruck auf seine Zuhörer und im Lande gemacht. („Ich 683