— 437 — Sie versteht, warum wir Krieg führen, und weiß, daß wir diesen Kampf nicht abbrechen können wie ein Theaterstück. Sie ist deshalb auch fern von allem schwächlichen Gewinsel, welches hier Mode ist unter den Damen und wozu die Allerhöchste den Ton angiebt. Der Kaiser, wenn er auch den Frieden wiederhergestellt sehen möchte, läßt sich doch nicht von diesen Klageweibern an- stecken und ist korrekt. Er ist noch unter dem traurigen Ein- druck eines Unglücksfalles, der vor einigen Tagen auf der Jagd passirte. Vor seinen Augen wurde auf der Bärenjagd der Jäger-Meister Scariatin durch seine Unvorsichtigkeit unter dem Feuer erschossen. Er kroch mit gespannter Büchse in der Deckung einem angeschofsenen Bären nach, wobei sich das Ge- wehr wahrscheinlich durch Streifen an einem Baum entlud. Der Kaiser war ganz außer sich und die ganze Episode sehr traurig. Von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen gute Gesundheit im neuen Jahre und daß Sie bald Ihren Namen unter einen glorreichen Frieden setzen können. In aufrichtigster Verehrung Ihr sehr ergebener H. VII. P. Reuß. 263. Kriegsminister v. Roon an Bismarck. Gütergotz, 3. Juli 1872. Das lange Dienstschreiben, mit dem ich Sie schon am 18. v. M. bedrohte und welches ich heute in Ihr Tusculum schleudere, ja schleudern muß, kann ich nicht abgehen lassen, ohne Sie wegen dieses Attentates gegen Ihre Ruhe und Ihr 1871 7 1.