12 König Friedrich August I. 1806—1813. in dem Gemüthe des Königs, was der Einwruck seiner Siege begonnen hatte. Friedrich August hat seitdem nie aufgehärt, seinen Befieger, der ihn aus seinem einfachen und schlichten Leben herausgerissen hatte, um ihn in den Strom seiner eige- nen Abenteuer zu stürzen, zugleich als ein Wesen höherer Art zu fürchten und als seinen Wohlthäter zu verehren. „Zwei- mal“, sagte er zu Gagern, „stand es in der Hand dieses mächtigen Mannes, mich zu verderben, und er that es nicht! Dessen werde ich immerdar eingedenk sein!“ 1) Napoleon seinerseits hatte gegen die Person seines würdigen Bundesgenossen eine aufrichtige Hochachtung und Zuneigung gefaßt 7), die freilich nicht hinderte, daß sich Sachsen die nämliche wegwerfende Be- handlung, die nämlichen willkürlichen Zumuthungen gefallen lassen mußte wie alle übrigen Rheinbundstaaten. Große Empfangefeierlichkeiten erwarteten den hohen Durch- reisenden in Leipzig. Der Magistrat, die bewaffnete Bürger- schaft, eine reich uniformierte Ehrengarde berittener Kaufleute harrten der Meldung seines Herannahens. Die Universität glaubte die Gegenwart Napoleons des Unsterblichen nicht wür- diger feiern zu können, als wenn sie ihm ein bleibendes Denkmal ihrer Verehrung am unrvergänglichen Firmamente süfte; auf den Rath der Professoren Hindenburg und Rüdiger beschloß sie, dem Gürtel und Schwerte des Orion den Namen „Sterne Napoleons“ beizulegen und durch eine Deputation dem Ge- feierten die Karte des neuen Napoleonsgestirns zu überreichen. Plätzlich aber kam dieser am 23. Juli früh nach vier Uhr unangemeldet und fuhr nach wenigen Minuten weiter. Die Universität aber schickte ihre Sternkarte an das Nationalinfiitut zu Paris mit der Bitte, sie dem Kaiser „zur allergnädigsten Annahme dieser Huldigung“ vorzulegen 5). Napoleons Besuch in Dresden hatte vorzugsweise der Ord- nung verschiedener politischer Angelegenheiren gegolten. Eine 1) v. Gagern, Mein Antheil an der Politik J, 161. 2) Corresp. de Nap. XVI, 228 3) Groß, S. 18; Poppe I, 152.