16 König Friedrich August I. 1806—1813. der Wissenschaften zu Warschau zu einer königlichen Gesellschaft der Wissenschaften erhoben. Die Polen, obgleich ohne Erfahrung in den öffentlichen Angelegenheiten, brachten doch größtentheils ihrem neuen Lan- desfürsten guten Willen, Ergebenheit und Vertrauen entgegen. Auch war es Friedrich Augusts ernster Wille, nach Kräften für das Wohl seiner neuen Unterthanen zu sorgen, zumal ihm aus den Erinnerungen seiner Jugend eine warme Vorliebe für die Nation geblieben war, auf deren Throne seine Vorfahren gesessen hatten; aber jeder Versuch, das, was er für sie er- strebte, wirklich in Ausführung zu bringen, scheiterte an der strengen Vasallenschaft, unter der ihn Napoleon hielt. Wirk- licher Herrscher ist Friedrich August in Warschau nie gewesen; was dort geschaffen wurde, war unter dem dünnen Schleier einer halb nationalen, halb fremdländischen Verwaltung die napoleonische Despotie 1), und es kann als eine der ersten Strafen, die Friedrich August für seine Unterwürfigkeit unter den fremden Gewaltherrscher erduldete, gelten, daß er mit seinem redlichen Gemüthe sich zum Werkzeuge für Napoleons harte Selbstsucht gegen Polen und dadurch zugleich für dessen Gehässigkeit gegen Preußen hergeben mußte. Das neue polnische Staatsgebilde war von Geburt, an mit unheilbarer Auszehrung behaftet. Die Aufgabe, es von der Wurzel aus neu zu organisieren, wäre nur bei der größten Schonung seiner unentwickelten Hilfsguellen zu lösen gewesen; statt dessen saugten Napoleons unausgesetzte und übertriebene, den eigenen Interessen des Landes fremde Anforderungen seine Lebenskraft auf. Die Errichtung einer übermäßig starken und kostspieligen Armee, der Bau dreier Festungen und anderer Werke, die anmaßliche Einmischung des französischen Geschäfts- 1) Selbst die Mitglieder des Staatsraths wurden nicht sowohl vom Könige als von Napolcon bestimmt. Bourgoing an Bose 16. Juni 1808: „tII pourrait parnitre étrange, quc les agents de I’Empereur osent Aspirer 5 diriger le Roi de Saze dans ses choir, si S. M. Elle meme n'avait pas daigné les faire inviter à Lui indiquer de bons sujets.“ Dresdn. Arch.