Die katholische Reaction. Anna von Oranien. 13 werden solle, und nur die unvorhergesehene Erledigung des schwedischen, dann des französischen Throns, endlich der Aus- bruch des Religionskrieges in Frankreich brachten die Aus- führung ins Stocken. Aber bald erweckten die nach dem Frieden von Chateau-Cambresis von dort zurückkehrenden Heerhaufen die Furcht, durch sie einen neuen markgräflichen Kricg entbrennen zu sehen, und die große Allianz, die sich zwischen Spanien, Frankreich, Schottland und dem Papst vorbereitete, die furcht- baren Rüstungen Spaniens und Frankreichs ließen den Schlag ahnen, den die katholische Reaction gegen den Protestautismus vorbereitete. Wenn damals August seinen Schwager Friedrich von Dänemark statt der früher von ihm gewünschten Ver- mählung desselben mit einer Tochter König Ferdinands die Bewerbung um die Hand Elisabeths von England vorschlug, so geschah dies wohl in der Absicht, England auf die dänisch- albertinische Partei herüberzuziehen, Frankreich durch dasselbe zu beschäftigen und so die Ernestiner ihres Rückhaltes zu be- rauben. Kurz darauf sah er sich auch für seine Nichte Anna, Moritzens Tochter, um die Gustav Wasa 1556 vergeblich für seinen Sohn Erich geworben hatte, nach einem ihm passenden Gemahl um. Es läßt sich kaum bezweifeln, daß es politische Rücksichten waren, die ihn bestimmten, sie dem Grafen Wilhelm von Oranien zuzusagen, obgleich dieser Katholik und trotz aller persönlichen Vorzüge seinem Stande nach kein geeigneter Be- werber um die Tochter eines Kurfürsten schien, obgleich auch Annas Großvater, der alte Landgraf Philipp, sich mit allen Kräften dieser Verbindung widersetzte. Leider war aber die Hochzeit, die 1561 zu Leipzig mit großer Pracht gefeiert wurde, bestimmt, eine der unglücklichsten Ehen einzuweihen 1). 1) Anna, welche die Multer des berühmten Moritz von Oranien wurde, war nicht nur ungeschickten Leibes und ohne Liebreiz, sondern auch von höchst stürmischem, excentrischem Wesen; ihre phantastische Zärtlichkeit für Wilbelm schlug in förmlichen Widerwillen um, der sich während dessen Verbannung in den bittersten Vorwürsen ergoß. Ihr Ungestüm steigerte sich zuletzt bis zu völliger Wuth, durch die sie für ihre Umgebung ge- fährlich wurde; außerdem ließ sie sich auch noch mit Johann Rubens, dem Vater des Malers, in ein strafbares Verhältniß ein. Völlig wahnsinnig