1914 Der aus allgemeinen, agitatorischen Gründen geprägte Ausdruck des Dolchstoßes, unter dem man schlechthin die Revolutionierung des deutschen Volkes während der Kriegsjahre versteht, muß bei einem genauen, geschichtlichen Studium der Revolutionierung Deutschlands als eine Irreführung fallen gelassen werden. Unter einem Dolchstoß kann siets nur eine Handlung des Augenblicks verstanden werden. Die Revolutionierung Deutschlands, sein innerer und äußerer Zu- sammenbruch, sind aber keineswegs das Werk eines Augenblicks ge- wesen, sondern das Werk von vier Kriegsjahren. Für dieses zersetzende Werk der Kriegsjahre war wiederum die zerstörende Arbeit notwendig, welche die Sozialdemokratie seit ihrem Bestehen in Deutschland geleistet hat. Es muß einmal mit aller Deut- lichkeit gesagt werden, daß die Sozialdemokratie unter dem Deck- mantel einer deutschen Partei es glänzend verstanden hat, Volk und Regierung über ihr eigentliches Wesen zu täuschen. Die Sozial- demokratie war niemals eine deutsche Partei, sondern ein internatio- naler Fremdkörper im deutschen Staate. Als solche hat sie vom ersten Tage ihres Bestehens zersetzend, zerstörend und vergiftend ge- wirkt. Der Weltkrieg, der den Volks= und Staatsorganismus auf das äußerste anspannte, schuf für die Sozialdemokratie die besten Vorbedingungen, ihren Zersetzungsprozeß zu vollenden. Kiennzeichnend für die moralische Feigheit der Sozialdemokratie ist der Umstand, daß sie alle ihre offiziösen und privaten Schrift- gelehrten aufgeboten hat, um ihren Anteil an der revolutionären Ver- giftung Deutschlands zu leugnen. Sie schlägt damit ihrer inter- nationalen, revolutionären Tradition und sich selbst ins Gesicht, und mit Recht erheben hiernach die linksradikalen Kreise gegen sie den Vorwurf, daf sie lediglich die Nutznießerin der Arbeit der Revolutio- näre gewesen istt. 1 Siehe Anhang 1. Breithaupt, Volksvergiftung. 1