POD 253 liche Indiskretion“ und ein „unglückseliges Beginnen“ bezeichnete. Er habe seinen Neffen veranlaßt, um Versetzung in den einstweiligen Ruhestand zu bitten, und in diesem Sinne sofort schriftlich und direkt an Seine Majestät berichtet. Der Langenburger Zweig des Hauses Hohenlohe illustriert den inter- nationalen Zug, der dem deutschen Hochadel seit jeher nur zu sehr eigen war. Ein Bruder des Familienchefs ging nach England und heiratete durt eine Engländerin aus kleiner Familie, eine Miß Seymour. Sein Sohn, der den Titel Count of Gleichen erbielt, war, wie ich anläßlich des Kieler Besuchs des Königs Eduard VII. erwähnte, Stockengländer, sehr chauvinistisch, sehr antideutsch. Ein anderer Bruder des Fürsten Hermann heiratete ein schwäbisches Mägdelein, Marie Gratwohl, deren Wiege, wie es in dem hübschen Sozialistenlied heißt, in ärmlichem Haus gestanden hatte. Der Sohn aus dieser Ehe wurde vom König von Württemberg zum Freiherrn von Bronn erhoben, ging nach Österreich, wurde dort Adjutant des Erz- herzogs Franz Ferdinand, heiratete eine Gräfin Czernin, wurde katholisch und schließlich Fürst von Weikersheim. Er gab sich als Stockösterreicher mit outriert schwarzgelben Anschauungen und war ebenso antideutsch wie sein englischer Vetter. Für die Nation hat auf allen Gebieten der sogenannte kleine Adel und insbesondere der Junker weit mehr geleistet als die in der zweiten und dritten Abteilung des Gothaer Almanachs verzeichneten standesherrlichen und fürstlichen Häuser. Zu den originellsten Figuren des alten Regimes gehörte der Landwirt- schaftsminister Podbielski, allgemein Pod genannt. Über diesen seinen Spitznamen scherzte niemand lieber als er selbst. Er frug gelegentlich eine etwas prüde Ministerfrau, neben der er bei Tisch saß, ob sie wisse, warum Seine Majestät nie einem Panzerschiff seinen Namen geben würde. Als die würdige Frau Ministerin erwiderte, sie sei schr gespannt auf die Lösung dieses Rätsels, meinte Podbielski: „Ein Panzerschiff Seiner Majestät kann doch unmöglich Pod heißen.“ Podbielski war nicht nur, wie ich ihn vor meiner Ernennung zum Reichskanzler gegenüber Seiner Majestät charakte- risiert hatte, findig und forsch, sondern er besaß auch, wie ich anläßlich seiner Ernennung zum Landwirtschaftsminister hervorhob, ein in Rathenow an der Havel wie in Hannover und Berlin bewährtes ausgesprochenes Organisationstalent. So hatte er auch vor seiner Ernennung zum Minister geholfen, die Firma Tippelskirch zu organisieren, die bald die Haupt- lieferantin für die Schutztruppe wurde. Als Minister wurde er nun beschul- digt, daß er diese Firma bevorzugt habe, auch bei seiner Ernennung zum Minister seine Anteilscheine auf seine Frau übertragen hätte. Eulenburg schrieb mir aus Rominten, der Kaiser sei „sehr erschrocken“, da er die Tragweite der Handlungsweise Podbielskis nicht übersehen könne. Er Rücktritt Podbielskis