20 Die Mundart. sondern auf die an den gesamten deutschen Höfen der damaligen Deit herrschende Unsitte des unmäßigen Trinkens, vor allem Gutrinkens. Konnte doch auch Kurfürst Christian II., als er von Rudolf II., bei welchem er in Prag zu Gast gewesen war, Abschied nahm, seinen Dank nicht besser abstatten, als indem er sagte: „Ihre kaiserliche Majestät haben mich gar trefflich gehalten, also daß ich keine Stunde nüchtern gewesen.“) Schließlich sei noch erwähnt, daß die Sachsen auch von der allen Deutschen nachgerühmten Treue schöne Süge aufzu- weisen haben. Die sächsische Treue besingt nachfolgendes, in seiner Einfachheit tief ergreifendes Dolkslied:) Es reist ein Sachse ins fremde Land, Unterdessen ward sein Schätzchen krank. Krank hin, krank her bis in den CTod: Und stirbt mein Schatz, gräm' ich mich tot! Dann kauf' ich mir ein schwarzes Kleid, Ja wegen meiner Traurigkeit. Er trug sein Mleid sechs, sieben Jahr, Bis daß es ganz zerrissen war. Ferrissen hin, zerrissen her, Ich hab' ja keinen Schatz nicht mehr! Im genauesten Susammenhange mit dem Charakter eines Volkes steht seine Mundart. Unsre sächsische soll, wie man allgemein hört, einerseits den Stempel der Gemütlichkeit an sich tragen, anderseits unter allen deutschen Mundarten die verständ- lichste sein. Beides ist richtig. «