4 Mischrassen. Preußen und Lithauern. Wie stark der Beisatz von fremdem Blute ist, ist im einzelnen nicht zu berechnen. In manchen Gegenden geht er unzweifelhaft sehr weit, noch weit über die Hälfte hinaus. Ganz ebenso wie die Deutschen sind auch alle die anderen großen Kulturvölker — die Engländer, Franzosen, Spanier, Italiener Mischrassen, durch den Gang der geschichtlichen Ereignisse miteinander verschmolzene Bestandteile der aller- heterogensten Stämme, und es ist ein Beweis der Herrschaft des Geistes über die Natur, daß die Einheit, die sie darstellen, aus physisch so disparaten Elementen auf- gebaut ist. Selbst dann, wenn, was wir selten genug finden, der Volkseinheit eine physische Stammes- Einheit zugrunde liegt, so ist doch das Wesen des Volkstums nicht in der gemeinsamen Abstammung, sondern in seiner geistigen Einheit zu suchen. Die Wissenschaft ist hierüber völlig einig, und Treitschke hat sogar den Satz aufgestellt, daß gerade die staatsbildenden Völker stets stark gemischt gewesen seien, wie die Römer und die Engländer. Die Araber und Juden seien besonders reinen Blutes, und von ihnen könne man nicht behaupten, daß sie vorzüglich staats- bildend gewirkt hätten; ihre Kraft liege auf ganz anderen Gebieten. „Freilich,“ fügt er hinzu, „fast alle edlen Völker, wie die Athener, nannten sich selber autochthon; aber fast alle mit Unrecht.“ Noch heute könne man erkennen, wo in Deutschland die Mädchen die Lasten auf dem Kopfe tragen, da seien einmal die Römer gewesen. Die Schwaben im Mittelalter, die Preußen in der Neuzeit, seien die staats- bildenden Träger des Deutschtums gewesen, und gerade sie seien besonders stark gemischt. Ich möchte mir diesen Schluß, daß Blutmischung hervorragend befähigt mache zur Staatsbildung, nicht aneignen. Die ersten Staatsbildner in