166 „ cee Maria Theresientaler sind sehr bleihaltig und minderwertig, so daß sie von England und Deutschland zum Verkehr nicht mehr zugelassen werden. Über Sitten und Gebräuche sind wir bei einzelnen Völkerschaften ganz gut orientiert, aber unsere Kenntnis geht noch nicht so weit, daß die Gebräuche in ganz Kamerun gemeinfam betrachtet und verglichen werden könnten. Besondere Gebräuche bei der Geburt scheinen nicht zu bestehen. Das Kind wird, solange es nicht laufen kann, entweder auf dem Räücken oder der Hüfte getragen. Die Namengebung richtet sich teils nach dem Vater, teils nach der Mutter, häusig werden besondere Namen gegeben, die dann für das Leben be- halten werden. Von einer Erziehung kann kanm gesprochen werden. Durch Beobachtung vervollkommnen sich Knaben und Mädchen im Gebrauch der Waffen, in den Handwerken, in Spiel und Tanz. Bei einzelnen Stämmen werden in den Reifejahren besondere Festlichkeiten gefeiert, die mit der Beschneidung in Verbindung stehen. Die Vielweiberei ist bei allen Stämmen üblich, denn wenn auch manche Stämme offiziell nur eine Frau haben, so sind Nebenfrauen erlanbt. Eine ge- zwungene Einehe besteht natürlich bei dem ärmeren Menschen. Meist muß die Frau gekanft werden, wobei der Preis sehr verschieden ist. Die Hanuptarbeit liegt den Franen ob, wie sie überhaupt meist schlecht be- handelt werden. Daneben kann man aber auch beobachten, daß einzelne Frauen großen Einfluß auf ihre Männer haben, der sich manchmal bis zur Pantoffel- herrschaft ausbildet. Bei Todesfällen werden bei Großen und Häuptlingen große Feste veran- staltet und viel Vieh dabei geschlachtet. Als Trauerfarbe gilt weiß, in manchen Gegenden muß sich die Witwe den ganzen Körper weiß bemalen. Häufig müssen sie während der Witwenschaft auf Tücher als Bekleidung verzichten, dürfen nur Bananenblätter tragen, müssen ihre Haare ungepflegt lassen und den Rücken mit Lahm einschmieren. Es ist dann nur verständlich, wenn die Damen möglichst bald ihre Witwenschaft beendigen wollen. Die Leichen werden teils im Freien, teils in den Hänsern beerdigt, welch letztere Sitte natürlich viel zur Verbreitung von Krankkheiten beiträgt, da diese Häuser auch nachher noch bewohnt werden. Fast alle Stämme glauben, daß die Toten als Geister zurückkehren können, und geben ihnen deshalb Gegenstände mit, damit sie im Jenseits nichts entbehren und dadurch an der Rückkunft ver- hindert werden. Reichen Leuten und Häuptlingen werden sogar Sklaven geopfert, bisweilen selbst die Frau des Verstorbenen. Der Kanibalismus war sehr verbreitet und ist auch jetzt noch nicht ganz ans- gerottet. Er hat bei allen Waldlandstämmen bestanden, und es wird sogar erzählt, daß zur Zeit unserer Besitzergreifung noch Leute gelebt hätten, die den Hänpt- ling Bell in Duala, einen verhältnismäßig gesitteten Neger, Menschenfleisch hätten essen sehen. Einzelne Stämme mästen ihre Opfer. Auch die Nachbarstämme des Waldlandes huldigten zum Teil dieser Sitte, so die Baia, Wute u. a. Christeu- tum, Mohammedanismus und die fortschreitende Kultur schränken diese Sitte mehr und mehr ein. Natürlich bietet auch die Regierung ihren Einfluß in stärkster Weise anf. Sehr ausgelegt sind die Bewohner Kamernus für das Feiern von Festen, wozu jede Gelegenheit benutzt wird. Trinkgelage und Tänze werden ver- anstaltet, wobei teils Männer und Frauen zusammen, teils getrennt tanzen. Für die Mohammedaner ist der Korau hauptsächlich für die Sitten und Gebräuche maßgebend. Aber manches ist aus der früheren, der heidnischen Zeit zurückgeblieben. Die Rechtsverhältnisse sind sehr verschieden. Bei den Bewohnern des Ur- waldes und den Heidenstämmen des Graslandes sind geschriebene Gesetze voll- ständig unbekannt, ihre Streitigkeiten werden vom Oberhäuptling entschieden.