Der jüngeren Generation von Deutschen erschien das Reich als eine Selbstverständlichkeit. Sie kannte eine „Theorie“ von Blut und Eisen, die historisch und verblaßt war, und lebte unter dem Dache des Reichs- hauses in gedankenlosem Genießen. Wohl sah man Wolken und ahnte manchmal drohende Unwetter, aber das haus schien zu fest, eine ernstliche Gefahr un- möglich. Judem glaubte man inbrünstig an „Kultur- gemeinschaft“. Da fuhr der Blitz nieder am 1. Ku- qust 1914. „Krieg!“ — schallte es durch die deutschen Lande, gellte es in die deutschen Ohren, hallte es wieder in den deutschen herzen. Da sahen wir in einen Abgrund, in dem Kaiser und Reich, Staat und Dolk zu versinken drohten. Umstellt von einer Meute rachgieriger, beutelüsterner, reichgeschwollener Feinde erkannten wir den vollen Wert unseres Besitztums, des von den Dätern übernommenen Erbes. Wir alle sahen, daß wir nichts sind außerhalb des Dolkes; daß das Dolk nichts ist außerhalb des Reiches; daß das Leben wertlos ist, wenn wir es nicht leben können als freie Deutsche im freien Reich. Unsere Ciebe, unser Wille, unser Leben gehören Kaiser und Reich. Unseres Glaubens höchstes und Tiefstes ist Kaiser und Reich. Unser Däter schönstes Erbe haben wir neu erworben durch die Eigentat unseres Erkennens und unseres Willens. In dieser Erkenntnis und in diesem Willen steht das ganze Dolk wie ein Mann. Bei aller Trauer 138