(136 ) I. Merkmale der Krankheit. Die Asiatische Cholera läßt sich an folgenden wesentlichen Krankheitszufällen erkennen: plötlich eintretende Mattigkeit, Angstgefühl, besonders in der Herzgrube, eine eigene drückende, brennende, schmerzhafte Empfindung in dieser Gegend, Schwindel, Blässe der Hautfarbe überhaupt, vorzüglich auch des Gesichtes und Entstellung desselben, Erlöschen des Glanzes der Augen, ein fremdartiger Blick, Kälte der Oberfläche des Körpers, Kollern im Unterleibe, Uebelkeit, Entleerung einer reichlichen Menge weißlicher oder weiß- grauer, wässeriger Flüssigkeiten durch Erbrechen und Stuhlgang, verbunden mit unaus- löschlichem Durst, schwachem, kleinen, endlich unfühlbaren Puls, Krämpfe in den Glied- maaßen, besonders in den Waden, zuweilen auch über den ganzen Körper. Doch hüte man sich eine Krankheit, bei dem Vorkommen einzelner Kennzeichen, sofort für die Asiatische Cholera zu halten. Es giebt mehrere Krankheiten, bei denen dergleichen Zufälle einzeln vorkommen, die aber von der Asiatischen Cholera ihrem Wesen nach ganz verschieden und auch in unsern Ländern schon längst einheimisch sind. Es gehört dahin die gewöhnliche Cholera oder Brechruhr, welche besonders im Sommer und Herbst so häufig bei uns vorkommt, die rheumatischen Magen= und Darmentzundungen. Selbst leichtere, durch Erkältung oder andere Diätfehler herbeigeführte Unterleibs-Beschwerden, sind oft mit einzelnen der oben beschriebenen Zufällen namentlich mit Erbrechen und Durch- fall verbunden. Nur das Zusammenseyn der oben angeführten Krankheitszufälle macht die Asiatische Cholera bemerklich und nur ein vorsichtiger Arzt kann sie erkennen. Im Uebrigen muß es zur Beruhigung gereichen, daß die Asiatische Cholera während ihres Vorwärtsschreitens bereits einen milderen Charakter angenommen hat, daß sie na- mentlich in Gegenden, wo eine gesunde Luft weht, und die nicht sumpfig sind, wo Rein- lichkeit herrscht, und die Einwohner mäßig leben, weniger verheerend zu seyn scheint, daß sie überhaupt eine eigne Empfänglichkeit für das Ansteckungsgift ersordere und daß sie daher von den Bewohnern eines Ortes nur wenige befällt. In Mocskau z. B. wurden von Ein Hundert Einwohnern nur Drei ergriffen, und in Warschau war das Verhältniß noch günstiger. Von den Erkrankten starben im Durchschnitt nur die Hälfte. Auch dient es zur Beruhigung, daß die Empfänglichkeit für diese Krankheit durch eine zweckmäßige Lebensordnung gemindert oder auch ganz beseitigt und die Hartnäckigkeit der Krankheit gemäßigt werden kann. u Verhaltungsregeln, welche vor dem Ausbruche einer Cholera-Epidemie, von den Bewohnern bedrohter Länder zu beobachten sind. 1.) Man vermeide die Orte, an denen sich Sumpfausdünstungen entwickeln, oder wo die Luft auf eine andere Art verunreinigt ist. 2.) So viel wie möglich sind hochgelegene, trockene Wohnungen zu wählen, und ist der Aufenthalt in feuchten Gewölben oder Stuben nicht zu vermeiden, so trockne und erwärme man sie, besonders bei naßkalter Witterung; wozu kleine Windöfen benutzt werden können, wo andere Oefen nicht anzubringen sind. « 3.) Der Aufenthalt in einer gleichmäßigen Temperatur, und Vermeidung der Erkäl- tung ist überhaupt zu empfehlen. Bei sehr auffallendem Temperaturwechsel der Luft,