1908 o8 Anlage. Gemeinfaßliche Belehrung über die als Influenza der Pferde bezeichneten Krankheiten. Der Begriff der Pferdeinfluenza umsaßt zwei ihrem Wesen nach verschiedene seuchenhafte Krankheiten der Pferde. Die eine dieser Krankheiten ist eine an- steckende Lungenbrustfellentzündung und wird daher als Brustseuche bezeichnet. Die andere ist durch hochfieberhafte Allgemeinerkrankung, durch Schwellungen der Haut und Augenschleimhant sowie durch Eutzündung der Magen= und Darm- schleimhant gekennzeichnet. Diese Krankheit wird als Pferdestaupe oder Rot- laufseuche oder als Jnfluenza im engeren Sinne bezeichnet. Zuweilen er- krankt ein und dasselbe Pferd gleichzeitig an Brustseuche und an Pferdestaupe. 1. Die Brustseuche. Wesen. Die Brustseuche ist eine ansteckende Entzündung der Lunge und des Brustfells. Der Ansteckungsstoff ist zur Zeit noch nicht sicher bekannt. Auch die Art und Weise der Ansteckung steht noch nicht fest. Vermutlich wird der Au- steckungsstoff durch die Atmungsluft und die Ausscheidungen, außerdem aber auch durch Zwischenträger (Dünger, Stren, Personen usw.) von den kranken Pferden auf gesunde übertragen. Die Seuche tritl namentlich in den größeren Pferde- beständen der Städte auf und zeigt gewöhnlich im Winter eine hrößere Verbreitung als im Sommer. Erkältungen, Uberanstrengungen, Trausporte erhöhen die Em- psänglichkeit der Pferde für die Erkrankung. Das einmalige Überstehen der Brustseuche schützt die meisten Pferde gegen wiederholte Erkrankung. Die durchgeseuchten Pferde können jedoch noch viele Wochen nach der Genesung den Ansteckungsstoff auf gesunde Pferde übertragen. Nach der Aufnahme des Austeckungsstoffs werden die Erscheinungen der Brust- seuche nicht sofort sichtbar. Zwischen dem Eindringen des Ansteckungsstoffs in den Körper und dem Auftreten der ersten offensichtlichen Krankheitserscheinungen liegt vielmehr eine verschieden lange, sogenannte Inkubationczeit, die vielfach 5— 10 Tage beträgt. Merkmale an den lebenden Tieren. Die ersten Erscheinungen der Brustseuche sind gelbrote Färbung der sichtbaren Schleimhänte (Augenbindehaut, Maulschleimhant), verminderte oder aufgehobene