“ 1908 erscheinungen (hohes Fieber, Schwanken) verlaufen, und andere Ursachen der Lungen- entzündung sich nicht nachweisen lassen. Die nicht unter den Begriff der Brust- seuche fallenden, nicht ansteckenden, durch andere Ulrsachen bedingten Lungenent- zündungen entstehen nach dem Eindringen von Fremdkörpern in die Lunge (Eingüsse bei Kolik, Verschlucken bei Halsentzündung und Gehirnentzündung), nach äußeren Verlehungen und Onetschungen der Brustwand, nach längerem Hochbinden und anhaltendem Liegen der Pferde, nach Erkältungen, durch Einalmung von Rauch sowie im Verlaufe der Blutvergistung im Anschluß an eitrige Entzündungen und verunreinigte Wunden. Der Verdacht der Brustseuche liegt schon bei jedem Pferde vor, das ohne nachweisbare äußere Veranlassung (Eindringen von Fremdkörpern, Hochbinden, Verlepungen, Erkältung, Naucheinatmung, Blutvergistung) auch nur einige der nachstehend aufgeführten Krankheitserscheinungen zeigt: Husten, Fieber, Mattigkeit oder Schwanken, gelbrote Färbung der Schleimhäute, rostfarbigen Nasenausfluß, beschleunigtes und erschwertes Atmen, Dämpfung und unterdrücktes Atemgeräusch in der Lunge. Von dem Ausbruch der Brustseuche und dem Brustseucheverdacht ist der zu- ständigen Behörde sofort Anzeige zu erstatten. Bis zu behördlichem Einschreiten empfiehlt es sich, die kranken und verdächtigen Pferde unverzüglich abzusondern, mit Arbeit zu verschonen und alsbald einen Tierarzt zu Rate zu ziehen. 2. Pferdestaupe (Rotlaufseuche, Influenza im engeren Sinne). Wesen. Die Pferdestaupe (Notlausseuche) ist eine außerordentlich leicht übertragbare, hochfieberhafte Krankheit, die mit entzündlichen Schwellungen der Haut und der Augenschleimhaut verläuft. Eine Lungeneutzündung besteht bei der Pferdestaupe meist nicht. Ihre Ansteckungsfähigkeit übertrifft die aller übrigen Pferdeseuchen. Sie verbreitet sich daher gewöhnlich in ganz kurzer Zeit über hroße Bestände. Der Ansteckungsstoff ist nicht bekaunt: er wird von den kranken Pferden auf die gesunden wahrscheinlich durch die Atmungsluft übertragen. Das einmalige Uberstehen der Pferdestanpe schützt viele Pferde gegen eine nochmalige Erkrankung. Die durchgeseuchten Pferde können jedoch den Ansteckungsstoff noch Monate nach ihrer Genesung auf gesunde Pferde übertragen. Zwischen der Auf- nahme des Ansteckungsstoffs und dem Auftreten der ersten sichtbaren Krankheits- erscheinungen liegt gewöhnlich ein Zeitraum von 4—7 Tagen.