(108 ) gen des Herzens und des Pulses nicht mehr bemerkt werden kann, und daß weder die Zusprache der Umgebenden, noch irgend etwas anderes von außen her auf den Menschen Wirkendes diesen zu einer Veraͤnderung in den Gesichtszuͤgen oder zu irgend einer andern Bewegung des Koͤrpers veranlaßt. Etwas zuverlaͤssiger sprechen fuͤr die Wahrscheinlichkeit des erfolgten Todes: das ge— brochene Auge, naͤmlich das Eingefallensein der beim lebenden Menschen wie ein Uhrglas gewölbten, durchsichtigen Haut am vordern Theile des Augapfels, die Hornhaut genannt; das Offenstehen des Mundes durch Herabsinken der untern Kinnlade; das Geoͤffnetsein des Afters; die breitgedrückte Beschaffenheit der fleischigen Theile, auf welchen der Kör- per liege, namentlich die Gegend der Schultern und die Hinterbacken; die violetten oder bklaurothen Flecke auf dem Rücken (die sogenannten Todtenflecke), die Steifigkeic der Geenke an Armen und Beinen; endlich der Umstand, daß aus den geöffneten Adern kein Blur fließt. Am wenigsten kann aus dem einen oder dem andern dieser Zeichen allein der Schluß geogen werden, daß der Tod wirklich erfolgt sei; nur das Zusammentreffen des größern Weles der hier genannten Zeichen mit einander kann mit Rücksiche auf die dem Tode vorausgegangenen Umstände einen erwas sicherern Schluß gewähren. 3. Die dem Tode nach glaubwürdiger Angabe der Angehörigen und des Arzkes Vorausgegan= borausgegangenen Umstände, namentlich die letzte Krankheit des Verstorbenen und die an- gene Umstände. geliche Todesursache sind für die Beurtheilung des wirklich erfolgten Todes ebenfalls wichtig. Das hohe Alter, eine lang anhaltende abzehrende Krankheit, Schwindsucht, Wasser— sicht und dergleichen, ein sehr hitzig und gefährlich verlaufendes Ausschlagsfieber, Nerven- siber, Faulfieber u. a. m., sprechen ebenso wie manche Verletzungen mehr für den wirk- ich erfolgten Tod, als andere, bei welchen, wie die Erfahrung gelehrt hac, nicht selten ein Zustand eintritt, der dem wirklichen Tode den äußern Zeichen nach ähnlich ist, und den man deshalb Scheintod genannt hat. Zu den Umständen, unter welchen der Scheinkod häufiger beobachtet worden ist und döher in einem einzelnen Falle wahrscheinlicher wird, gehören: 1) das plötzliche Verscheiden ohne vorhergegangene Krankheit bei gesunden, jugend- schen Personen, entweder ohne alle bekannte Veranlassung, oder nach gehabtem heftigen Schreck oder Aerger, nach einer großen Freude, bei einer wichtigen und unerwarteten Nachricht, nach einem starken Rausche, einer Ueberladung des Magens mit unverdauli- ben oder auch nur schwer verdaulichen Speisen, nach heftiger körperlicher Anstrengung mit Erhitzung oder Erkältung verbunden, nach langem Hungern und Dursten; 2) das unerwartete Verscheiden bei geringen oder sonst nicht leicht tödlich werdenden Kankheiten, wie Giche, Rheumatismus, Katarrh, kaltes Fieber u. dgl. m., entweder ohne ele bekannte Beranlassung oder unter den so eben bei Nr. 1 angeführten Umständen. 177