( 209 ) person von dem zum Antrage Berechtigten gemachte Anzeige ist einem förmlichen Antrage auf Bestrafung gleich zu achten, nicht aber die von der Behörde veranlaßte Auskunftser- theilung über das Thatsächliche des Verbrechens. Art. 105. Befragung des Verletzten. Bei Verbrechen, die unter gewissen Umständen nur auf Antrag, unter anderen Um- ständen aber von amtswegen strafrechtlich zu verfolgen sind, ist, dafern es zweifelhaft er- scheint, ob Umstände der ersteren, oder der letzteren Art vorliegen, der zum Antrage Be- rechtigte Seiten der Staatsanwaltschaft oder des Gerichts zu befragen, ob er das Verbrechen bestraft wissen wolle oder nicht. Ebenso ist der zum Antrage Berechtigte zu befragen, wenn im Laufe des Verfahrens der Thäter in einer Person ermittelt wird, deren Bestrafung wegen des fraglichen Ver- brechens von dem Antrage des Verletzten abhängen würde. Art. 106. Zurücknahme des Antrags. Der Antrag kann bis zur Bekanntmachung eines Straferkenntnisses mit der Wirkung zurückgenommen werden, daß dadurch das weitere Verfahren, und zwar durch Zurücknahme des Antrags gegen den Urbeber oder die sämmtlichen Urheber (vergl. Art. 10 3) auch gegen die Gehülfen und Begünstiger, ausgeschlossen wird, dafern nicht von Seiten anderer hierzu berechtigter Personen annoch ein Antrag vorliegt, oder gestellt wird. Vergl. jedoch Art. 264, 267. Eine bedingte Zurücknahme ist nicht zu beachten. Minderjährige, welche das vierzehnte Jahr ihres Lebens zurückgelegt haben, können den für sie von ihrem gesetzlichen Vertreter auch vor ihrem vierzehnten Lebensjahre gestellten Antrag, nicht aber der Vertreter den von ihnen selbst gestellten, zurücknehmen. Verschwendern ist die Zurücknahme in den Fällen, wo der Vormund zum Antrage berechtigt ist (Art. 101) und denselben gestellt hat, nicht gestattet. Der von anderen Stellvertretern (Art. 102) gestellte Antrag kann sowohl von dem Verletzten als auch von dem Stellvertreter, von Letzterem jedoch nicht wider den Willen des Ersteren, zurückgenommen werden. Der Zurücknahme des Antrags gilt es gleich, wenn bei dem Gerichte zu einer Zeit, wo die Zurücknahme noch zulässig ist, ein Vergleich beigebracht wird, durch welchen sich der zur Zurücknahme des Antrags Berechtigte hierzu verbindlich macht. Ist der Verletzte, ohne den von ihm oder für ihn gestellten Antrag zurückgenommen zu haben, verstorben, so geht das Recht der Zurücknahme, und zwar wegen der gegen einen Verschwender verübten Verbrechen ohne die im dritten Absatze dieses Artikels enthaltene Beschränkung, auf die Erben des Verletzten über. 1855. 35