Form des Unterrichts. Seminarschule. („ 266 ) und resp. abzuändern und durch die Kreisdirectionen zu dem Ministerium des Cultus und öffent- lichen Unterrichts zur Genehmigung einzureichen. & 41. Was drittens (s. § 310 die zu wählende Form des Seminarunterrichts anlangt, so wird dieselbe durch die doppelte Rücksicht bestimmt, daß sie der Vorbildung der Seminarzöglinge, welche keine gelehrte ist und sein soll, angemessen sei und für sie selbst wieder ein Vorbild der Form werde, in welcher dieselben einst zu unterrichten und zu lehren haben. Es ist daher bei allen Unterrichtsfächern von einer blos docirenden Form, ohne die Gegen- seitigkeit, welche zwischen Lehrer und Schüler durch eingestreute Fragen und Antwerten ver- mittelt wird, sowie von einer abstracten wissenschaftlichen Form, wie sie etwa dem Katheder eignet, von hochtrabendem Definitionen= und Terminologieenwesen durchaus abzusehen, und eine populäre, allgemein faßliche, anschauliche, frische und lebensvolle Form zu wählen, z. B. für den Religionsunterricht nicht die Form einer theologischen Schule oder Richtung, sondern die christlich -practische, durch Schrift und Katechismus festgestellte und vorgebildete; bei dem Geschichtsunterrichte vorzugsweise die biographische; bei dem naturgeschichtlichen Unterrichte nicht die classificirende und rubricirende, sondern die beschreibende, durch Anschauungen versimlichende; bei dem Unterrichte in der Muttersprache, neben grammatikalischer Unterweisung, doch mit Vermeidung alles trockenen und todten Formalismus, die auf Ausbildung und Läuterung des angeborenen Sprachgefühls berechnete Form verständiger Uebung und der Erklärung und Bildung an Musterstücken. Dadurch aber wird das Seminar bei seinen Zöglingen nicht allein ein tieferes Eindringen in die Gegenstände selbst erzielen, als durch eine abgeschwächte wissen- schaftliche Methode, für deren Verständniß denselben die Vorbedingungen fehlen, sondern den- selben bis zu einem gewissen Grade zugleich auch selbst schon Seminarschule sein. 8 42. Um aber den Zöglingen Gelegenheit zu bieten, durch Beobachtung und eigene Uebung sich zur Ertheilung des Schulunterrichts zu befähigen, bleibt überdieß auch ferner, wie bisher, mit jedem Seminare eine besondere Seminarschule verbunden. Dieselbe soll jedoch so eingerichtet sein, daß sie den Seminarzöglingen den einfachsten Organismus einer Elementar- volksschule zur Anschauung bringt und daß sie auf dieser Stufe als Musterschule gelten kann. Dazu ist erforderlich, daß eine solche Schule blos zweiclassig und nur ausnahmsweise dreiclassig sei mit höchstens 10—550 Kindern in jeder Classe und daß nur Musterlehrer in dieser Schule vor den Augen der Zöglinge theils selbst unterrichten, theils deren eigene Versuche im Schul- halten leiten und beaufsichtigen. Uebrigens steht die Seminarschule wie das Seminar unmittel- bar unter dem Seminardirector und es gilt als Regel, daß alle Seminarlehrer, mit Einschluß des Directors, zugleich auch Seminar schullehrer sind und die Lehrfächer, welche sie im Seminare behandeln, soweit dieselben dem Elementarvolksschulunterrichte eignen, auch in der Seminarschule zu vertreten haben, in welcher unter ihrer Aufsicht nur die Zöglinge der beiden obersten Curse am Unterrichte zu betheiligen sind. Eines besonderen Seminarschullehrers bedarf es in Zukunft darnach nicht.