— 603 — □ Die Rinderpest (Löserdürre, Viehseuche) ist eine fremde Seuche, die bei uns, aus ein- heimischen Ursachen, sich niemals freiwillig entwickelt. Ihre Ursprungsstätte sind die Steppen Rußlands, von wo aus sie auf dem Wege der Ansteckung nach anderen Ländern eingeschleppt wird und hier nur vurch fortgesetzte Ansteckung sich weiter verbreiten und festen Fuß fassen kann. Im Gegensatze zu den einheimischen Seuchen ist sie denn auch ganz unabhängig von allen äußeren Einflüssen, wie Jahreszeit, Witterung, Fütterung 2c. Sie kann hierdurch weder gefördert, noch verhütet werden. Die ursprüngliche Einschleppung der Seuche aus der Steppe nach den hiervon westlich gelegenen Ländern Europa's erfolgt stets durch Einfuhr von sogenanntem podolischen oder Steppenvieh. Die weitere Verbreitung von Land zu Land kann aber in mehrfacher Weise geschehen. In der Regel wird auch hier wieder die Einschleppung durch Vieheinfuhr aus einer Seuchen- gegend vermittelt; sie kann aber auch sonst noch geschehen, namentlich wenn die Seuche bereits in benachbarten Ländern aufgetreten ist, durch Alles, was von krankem Viehe herstammt, so namentlich: Fleisch, frische Häute, Hörner 2c., dann aber auch durch sogenannte giftfangende Sachen, wie Rauhfutter, Wolle, Bekleidungsgegenstände der Menschen r2c., und endlich durch andere Hausthiere, so namentlich Schafe, Ziegen und Schweine, sobald diese mit kranken Thieren in Berührung kamen oder sich in deren Dunstkreise befanden. Die Wege der Ansteckung sind daher überaus mannichfach und zahlreich. Die Rinderpest ist für unser einheimisches Vieh die gefährlichste Seuche, die es nur giebt. Man muß in allen Fällen auf einen Verlust von 90— 100 Procent rechnen; nur unter besonders günstigen Umständen fällt dieser etwas geringer aus. Beim Steppenviehe und den verwandten Viehracen tritt dagegen die Krankheit viel milder auf. Der Verlust ist hier nur auf 50—60 Procent zu veranschlagen; kann selbst noch darunter verbleiben, während er nur selten diese Zahl übersteigt. — Die Rinderpest bleibt übrigens nicht auf das Rindvieh allein beschränkt, sie kann auch durch Ansteckung auf Schafe und Ziegen übergehen und hier ebenfalls sehr verheerend auftreten. Der Verlust ist jedoch hier geringer, als beim einheimischen Rinde und, nach den bis jetzt vorliegenden Erfahrungen, auf 50—60 Procent zu setzen. Heilmittel giebt es nicht. Alles, was versucht wurde, war erfolglos und jeder Heil- versuch ist um deswillen gefährlich, weil dadurch die Krankheit unterhalten und die Entwickel- ung des Ansteckungsstoffes gefördert wird. Um dem verheerenden Umsichgreifen der Seuche sofort Einhalt zu thun, giebt es demnach nur zwei wirksame Maßregeln, nämlich: