— 186 — Der Privatlectüre ist von den mittleren Classen an besondere Aufmerksamkeit zu- zuwenden; sie wird zunächst von den Lehrern bestimmt, in der obersten Classe auch der freien Wahl überlassen, immer aber der Controle unterworfen. 8 64. Lehrziel. Am Schlusse des Gymnasialcursus ist zu fordern, daß der Schüler ohne Hülfe der Grammatik und des lateinisch-deutschen Lexikons correct und wenigstens von groben Fehlern frei lateinisch zu schreiben, daß er mit einiger Fertigkeit und Gewandtheit über Fragen und Gegenstände, welche den altclassischen Studien angehören, lateinisch zu sprechen im Stande, und daß ihm durch die Kenntniß der lateinischen Sprache auch das Verständniß für den Geist des römischen Alterthums aufgeschlossen worden sei. 855. Griechische Sprache. Die Erlernung der griechischen Sprache bezweckt neben der allgemeinen geistigen Gymnastik durch den altclassischen Sprachunterricht die Hebung der geistigen Schätze und Bildungsmittel, welche in der classischen Hinterlassenschaft der Griechen enthalten sind. Das dazu erforderliche Verständniß wird aber nur durch Sicherheit in der Formenlehre wie in der Syntax der griechischen Sprache erreicht, und diese Sicherheit ist nicht blos durch Uebersetzungen aus dem Griechischen, sondern besonders auch durch methodisch ge— ordnete Uebersetzungsübungen in die griechische Sprache zu erreichen (vergl. 8 20 und § 56 a. E.). Dagegen ist von Sprechübungen wie von metrischen Uebungen in dieser Sprache beim Gymnasialunterrichte abzusehen. 8 56. Vertheilung des Lehrstoffs. Quarta: 6 Stunden wöchentkich. Formenlehre bis zu den Verba liquida (einschließlich). Mündliche und schriftliche Uebersetzungen aus dem Griechischen ins Deutsche und umgekehrt nach einem Lesebuche. Memoriren von Vocabeln. Untertertia: 6 Stunden wöchentlich. Wiederholung des Pensums der Quarta, Verba auf #u und die gebräuchlichsten verba anomala. Lectüre aus einem Lesebuche und dabei Besprechung der leichteren syntaktischen Regeln. Uebersetzungen aus dem Deutschen ins Griechische.